17.11.2021: Anpassung des Textes an die neuen Lightroom-Classic-Funktionen
Vorwort
Farbe ist für Fotografen ein wichtiges Gestaltungsmittel, mit welchem sie ihre Aussagen und Ideen wirkungsvoll im Bild unterstützen und beim Bildbetrachter emotionale Wirkung erzielen können. Aber wie setzt man Farben kreativ mit Pfiff ein und möglichst ohne großes Rumprobieren ?
Hilfe soll hierfür eine neu entwickelte, ganzheitliche Vorgehensweise bieten, welche von Farbeigenschaften ausgeht, wie sie der bekannte Kunstpädagoge Johannes Itten am Bauhaus beschrieben hat. Da Lightroom Classic eine wichtige Rolle in der Bildbearbeitung spielt, wurden praktische Hinweise auf Basis dieses Werkzeuges erarbeitet. Natürlich können diese auch auf andere Werkzeuge vergleichbarer Leistungsfähigkeit übertragen werden.
Der neue Ansatz unterstützt folgende Schritte
Wahl eines Ittensche “Malkasten” für Digitalfotografen[… zu den Details]
ColorMapping – Klärung, welche Farben für Harmonie und Spannung sorgen [… zu den Details],
Systematische Analyse der im Bild vorhandenen Farbtöne mittels Farbpipette der Lightroom-Farbbereichsmaske [… zu den Details],
Gestalten der farblichen Grundausrichtung im Bild mittels Adobe Color und Lightroom-Farbbereichsmaske [… zu den Details],
Optimierung der Farbkomposition per Wahl der bestmöglichen Sättigung und Helligkeit in Lightroom [… zu den Details],
Ein „gewisses Etwas“ durch besondere (Licht-)Stimmung, stimulierende Farben und Unschärfen im Bild [… zu den Details],
Wiederverwendung einer gelungenen Farbgestaltung unter Lightroom [… zu den Details],
Mehr Effizienz durch konzeptbasiertes Arbeiten [… zu den Details]
Um dieses Vorgehen leichter näher kennenzulernen, wurde es als Einstieg an einem Fallbeispiel beschrieben. Daneben gibt es die hier vorliegende allgemeine Beschreibung und auch tiefgehende Unterlagen, erarbeitet in der Foto-Ecke des Camera-Club Markt Schwabens [… siehe hier]. Wer Unterstützung bei der Einarbeitung braucht, kann sie bei Bedarf von mir bekommen.
Aber es gilt vor allem, wie Johannes Itten oft seinen Schülern antwortete: “Wenn Sie ohne zu wissen, Meisterwerke der Farbe schaffen können, so ist das Nicht-Wissen Ihr Weg ! Wenn Sie aber aus Ihrem Nicht-Wissen keine Meisterwerke der Farbe schaffen können, dann sollten Sie sich Wissen erarbeiten.” Der Autor gehört beispielsweise eher zur letzten Kategorie. .
Farben prägten mich von Kindesbeinen an: Aufgewachsen in einem kleinen Malergeschäft erlernte ich, Farben nach Kundenwunsch zu gestalten. Nachdem ich mit Mitte 20 in einen Beruf der IT-Branche wechselte, waren in Dokumenten und Folien die Farben nach Firmenvorgabe zu verwenden. Den gestalterischen Freiraum brachte mir dann die Fotografie.
Kürzlich beendeten wir im Camera-Club Markt Schwaben eine Workshop-Reihe unter dem Titel “Im Zauberland der Farbe”; […mehr]. Dort wurden viele nützliche Einzelheiten zur Gestaltung von Farben erarbeitet. Hier wird eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse vorgenommen, um die Methoden von IRIS um ein Konzept zur Farbgestaltung zu ergänzen.
Erwartungen an das Zauberland der Farbe
Von der Beschäftigung mit dem Thema "Farbgestaltung" erwarte ich mir eine Vertiefung meiner Kenntnisse in der Farbkomposition und eine Weiterentwicklung meines persönlichen Farbstils. All das dient der stärkeren emotionalen Wirkung der eigenen Fotos.
Wenn ein Clown Farben gestaltet, kann was Lebhaftes entstehen
Farbe - eines von 7 Bildgestaltungsmittel
Zum Thema Farbgestaltung findet sich im Internet eine unüberschaubare Flut an Texten und Videos. Sie beschäftigen sich fast immer nur mit einem Ausschnitt der erforderlichen Überlegungen und Arbeiten. Deswegen wird hier ein ganzheitlicher Ansatz der Farbgestaltung vorgestellt.
Es ist daher nur konsequent diese als Vertiefung der von mir entwickelten Bildgestaltungsmethodik IRIS […Überblick] zu konzipieren. Mit IRIS wird die angestrebte Bildaussage/-idee mittels professioneller Gestaltung und technischer Qualität in ein Foto umgesetzt - sowohl während der Aufnahme als auch in der anschließenden Nachbearbeitung.
Farben sollen zudem ansprechen und Emotionen auslösen - und dies im Einklang mit den übrigen 6 Gestaltungsmittel:
7 Instrumente zur Gestaltung eines Bildes
Farbgestaltung bei spontanen Fotos
Fotos entstehen zum einen spontan aus der gerade gegebenen Situation oder zum andern nach Konzepten eines geplanten Fotoprojektes. In meinem Blog wird der Schwerpunkt auf spontane Fotos gelegt, weil damit die Grundkonzepte einer ganzheitlichen Farbgestaltung ausreichend dargestellt werden können.
Überlegungen zu einer projektorientierten Farbgestaltung zeigen lediglich auf, wie für eine vorgegebene Aufgabenstellung möglichst treffsicher und aufwandsoptimal Farben gestaltet werden.
Es findet sich hier ein Ansatz, mit dem die erforderlichen Arbeiten mit Hilfe von Lightroom Classic erledigt werden. Photoshop wird dafür nicht benötigt, wohl aber das Farbrad des Werkzeuges Adobe Color:
Bearbeitungsablauf unter Lightroom für spontan entstandene Fotos
Auf der Basis einer farbkorrekten Bild-Grundentwicklung mittels Lightroom gestalten wir die Farben, indem wir den erforderlichen Grad an Harmonie und Spannung im Bild finden. Ausgehend von einer Analyse der im Bild vorhandenen Farben legen wir Farbtöne (Hues), Sättigung (Saturation) und Helligkeit (Luminanz) fest. Dies geschieht schrittweise per farblicher Grundausrichtung, Optimierungen der Sättigung und Helligkeiten der gewünschten Farben sowie einer Ausarbeitung einer Patina für ein "gewissen Extras" (einer Aura).
Wichtige Lightroom-Werkzeuge sind dafür insbesondere die Farbauswahlpipette der Farbbereichsmasken und das Color Grading. Die Bestimmung von aus künstlerischer Sicht passender Farbtöne geschieht mit dem Werkzeug Adobe Color, das Empfehlungen gibt, welche Farbtöne miteinander kombiniert werden sollen (Betrachtung von Farbkontrasten).
2. Der Ittensche “Malkasten” für Digitalfotografen
Landesgartenschau – ein Zauberland der Farbe
Die Blumen der Landesgartenschau in Ingolstadt boten Farben in Hülle und Fülle. Die folgenden Fotos habe ich zwar digital fotografiert aber gemäß dem im folgenden noch zu beschreibenden Farbmodell von Itten ausgearbeitet.
Farbmodelle – Basis der Farbgestaltung
Farbmodelle beschreiben, welche Farben wie gestaltet werden können. Farben legen wir hier nach dem HSL-Modell fest, weil es leicht verständlich ist, gut mit dem noch zu beschreibenden Ittenschen Farbmodell harmoniert und im Werkzeug Lightroom Classic unterstützt wird.
HSL bedeutet Hue-Saturation-Luminance, in deutsch Farbton-Sättigung-Helligkeit. Diese 3 Parameter bestimmen die Farbe eines einzelnen Pixels. Der Farbton (H) einer Farbe wird mit dem Grad der Lage auf dem sogenannten Farbkreis gemessen, Sättigung (S) in Prozent der Farbreinheit und Helligkeit(L) in Prozent der Helligkeit. Für die Bilder Landesgartenschau wurden pro Bild die Farbtöne angegeben.
Für die Festlegung der Farben eines Fotos sind folgende grundlegenden Informationen zu beachten. Außerdem sind tiefergehende Einzelheiten verfügbar […mehr]
RGB-Farbmodell - die Farben der Digitalfotografie
In der digitalen Bildbearbeitung ist das sogenannten RGB-Modell von zentraler Bedeutung, weil es von der Aufnahme über die Bearbeitung bis zur Präsentation von Fotos immer wieder die Farben beeinflusst. Alle Farben werden durch die Kamera und PC aus Rot, Grün und Blau gemischt.
Je nachdem ob sRGB, AdobeRGB oder ProPhotoRGB zur Anwendung kommt, gibt es unterschiedlich viele verschiedene darstellbare Farben.
RYB-/ Ittensche Farbmodell - der Malkasten des Digitalfotografen
Das RYB-Modell (Red-Yellow-Blue-Modell) steht hier für das Farbmodell, welches vom Schweizer Maler und Kunstpädagogen Johannes Itten entwickelt worden ist. Es wird hier aus Sicht von Digitalfotografen dargestellt und wir stellen Farben mit Hilfe des HSL-Farbmodelles dar.
Dazu gibt es im folgenden die aufklappbaren Abschnitte:
- Der Farbkreis von Itten
- Farbkontraste nach Itten
- Unterschied des RGB- und RYB-Farbkreis
- Adobe Color - die Palette des Digitalfotografen
Der Farbkreis von Itten
Johannes Itten, Maler und Kunstpädagoge, entwickelte während seiner Lehrtätigkeit von 1919 bis 1923 am Bauhaus Weimar die Grundlagen seiner weit verbreiteten Farbtheorie und den entsprechenden Farbkreis. Alle Farben lassen sich bei seinem Modell aus Rot, Gelb und Blau (Farben erster Ordnung) mischen.
Der Farbkreis von Johannes Itten ist nur einer von vielen. Trotzdem ist er weiter verbreitet als Farbkreise von bekannten Persönlichkeiten wie Newton oder Goethe. Diese Tatsache lässt sich wohl damit begründen, dass es Johannes Itten gelungen ist, mit wenigen Farben in einer einfachen geometrischen Darstellung die Zusammenhänge der Farben aufzuzeigen.
Gerade einmal 12 Farben verwendet er in seinem Modell und ist der Meinung, dass diese für künstlerische Zwecke ausreichend seien.
Farbkontraste nach Itten
Ein weiterer Schwerpunkt von Ittens Arbeit sind die Untersuchungen zu den Farbkontrasten. Von Kontrast spricht man dann, wenn zwischen zwei zu vergleichenden Farbwirkungen deutliche Unterschiede festzustellen sind. Itten kennt 7 Kontrastarten; sie werden recht anschaulich erklärt durch das Video unter
Farbe-an-sich-Kontrast:
Die Grundfarben Gelb, Rot und Blau bilden den einfachsten und stärksten Kontrast
Hell-Dunkel-Kontrast:
Weiß und Schwarz bilden das größte Ausdrucksmittel für Hell und Dunkel
Kalt-Warm-Kontrast:
Blaue Farbtöne werden als kalt empfunden, rote Farbtöne als warm.
Komplementär-Kontrast:
Komplementär bedeutet Ergänzung. Komplementäre Farben liegen sich im Farbkreis gegenüber
Simultan-Kontrast:
Der Eindruck eines Farbtones wird durch seine Umgebungsfarbe beeinflusst. Nach dem Komplementärkontrast fordert jede reine Farbe im Auge simultan dessen Gegenfarbe.
Qualitätskontrast:
Aus dem Gegensatz von gesättigten (leuchtenden) Farben zu stumpfen (getrübten) Farben entsteht der Qualitätskontrast.
Quantitätskontrast:
Hierbei geht es um die Verhältnisse „viel und wenig“ oder „groß und klein“. Die Leuchtkraft und die Flächengröße bestimmen die Wirkung der Farbe
Unterschied des Ittenschen Farbkreises zum RGB-Farbkreis
Arbeiten wir im RGB-Farbkreis, wie er in Photoshop und Lightroom implementiert ist, sollte uns bewusst sein, dass der Aufbau des Ittenschen Farbkreises und des RGB-Farbkreises sich erheblich unterscheiden. Der RGB-Farbkreis erlaubt einfache mathematische Farbtonbestimmungen, z.B. für Komplementärfarben, aber - der komplementäre Farbton zu einer (Grund-) Farbe ist nicht der komplementäre Farbton nach Itten.
Adobe Color - die Palette des Digitalfotografens
Aufgrund der Unterschiede bedarf es eines Hilfsmittels, um nach dem Ittenschen Farbkreis seine Farben kombinieren (=mischen) zu können. Dafür eignet sich das Tool Adobe Color quasi als Mischpalette:
Für die Gestaltung der Farben in einem Bild sollte klar sein, was mit den Farben erreicht werden soll: Geht es um eine möglichst realitätsgetreue Farbwahl oder den Ausdruck dessen, was man subjektiv empfindet oder beim Betrachter auslösen will ? Farben können angenehme oder unangenehme Emotionen auslösen.
Was lösen folgende Bildbeispiele aus? Sie folgen den Farben im Ittenschen-Farbkreis:
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Mit Farben Emotionen auslösen
“Jede Farbe hat eine andere Wirkung auf unsere Psyche und unseren Körper, denn jede Farbe besitzt eine für sie typische Wellenlänge und Energie, die sich auf unsere Körper überträgt”. Auf eine derartige Aussage trifft man im Internet an vielen Stellen.
Das Wissen um die Wirkung von Farben spielt auch für Fotografen eine wichtige Rolle. Empfehlungen zur Farbennutzung gibt es in Unmengen. Ich möchte daher eine Auswahl treffen und unter folgenden Überschriften zusammenfassen:
Wofür werden Farben genutzt?
Realitätsgetreue Farben oder Farben nach persönlichem Empfinden
Oft sind Farben für den Fotografen einfach gegeben - zum Beispiel in der Landschafts-, Produkt- oder Portraitfotografie. Die Möglichkeiten, Farben nach bestimmten Regeln zu gestalten, sind begrenzt, wenn Farben möglichst realitätsgetreu sein müssen. Abänderungen sind nur über glaubhafte Inszenierungen möglich.
Wer aber in den Farben sein persönliches Empfinden ausdrücken will, greift schon in der Aufnahmevorbereitung, während der Aufnahme und später bei der Bildbearbeitung ein. Regeln der Farbgestaltung geben einen Orientierungsrahmen. Die letzte Entscheidung trifft jedoch die Fotografin bzw. der Fotograf, damit das Bild seinen Vorstellungen entspricht.
Aufgaben der Farben
Farben fördern die Bildaussage; sie helfen entweder das Bild besser zu verstehen oder fordern Betrachter, weil sie Fragen/Unklarheiten hervorrufen.
Farben haben emotionale Wirkung auf uns als Betrachter; sie erzeugen Stimmungen und jeder von uns hat seine Lieblingsfarbe(n).
Farbe kann den Fokus setzen; Aufmerksamkeit mit Fotografien erzeugen, aber auch Geschichten erzählen und Stimmungen vermitteln helfen.
Aber Schwarz-Weiß ist ausreichend, wenn Farbe nicht notwendig ist, weil Bild nur klar gestaltete Formen und Strukturen im passenden Licht sowie mit erforderlicher Schärfegestaltung braucht .
Viele Empfehlungen zur Farbauswahl habe ich in ein Excel-Spreadsheet gegeben, damit ich sie mir nicht merken muss. Die Empfehlungen geben mir bei konzeptionellen Arbeiten eine Orientierung; siehe Rubrik A [...der Excel-Datei]
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Die Wirkung von Farbe ist subjektiv
Einflussfaktoren für Farbwirkungen
Viele Einflussfaktoren spielen bei der Wahrnehmung und Interpretation der Farbe eine Rolle. Sie stammen aus dem öffentlichem Leben und dem ganz persönlichen Umfeld;
Beispiele:
Kulturelle Einflüsse (Wusstest Du, dass Trauerkleidung in China weiß ist?)
Beeinflussung durch Erinnerungen
Farbfehlsichtigkeiten (z. B. Rot- oder Grünschwäche oder Verfärbung der Linse)
Beleuchtung (Metamerie)
Schöne oder hässliche Farben und Farbkombinationen gibt es nicht. Es gibt nur Farben, welche positive oder negative Emotionen berühren und entsprechende Assoziationen auslösen.
Die Botschaft einer Farbe „entsteht im Kopf und im Bauch des Menschen“. Deswegen gibt es keine eindeutige Wirkungen von Farben.
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Wer hat welche Lieblingsfarben?
Je nach Zielgruppe sprechen unterschiedliche Farben die Fotograf*innen bzw. Betrachter an (Quelle: Harald Braem, „Die Macht der Farben“):
Zielgruppe
Bevorzugte Farben
Kinder:
alle Grundfarben, kaum Mischfarben
Jüngere Menschen:
helle, lebhafte Farben
Pubertät:
plötzlich seltene, problematische Farben
Erwachsene:
satte, glänzende Farben, Mischtöne
Ältere Menschen:
dunkle, abgeschwächte Farben
Höheres Einkommen:
Pastelltöne, Farbkompositionen, abgestufte Farbnuancen (Ton in Ton), zarte, gediegene Farben
Niedriges Einkommen:
glänzende, unkomplizierte Farben, auch "knallige Töne"
Stadt:
eher kältere Farben, Pastelltöne, Bevorzugung von grün und blau
Land:
satte Farben, Bevorzugung von Rot und Mustern
Kopfarbeit:
Blau
Handarbeit:
Rot
Introvertierte:
schwere dunkle Farben, Mischfarben
Extrovertierte:
stark glänzende Farben, Vollfarben
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Abwägen von Harmonie und Spannung
Gerade wenn ein Foto eine bestimmte Stimmung vermitteln soll, ist eine Farbwahl mit Bedacht sehr wichtig. Sie sollen ja mithelfen, das Interesse am Bild zu wecken und die Anzahl beteiligter Farben so festlegen, dass sie bestmöglich zur gewünschten Bildgestaltung passen.
Hier wird nun ein Ansatz auf der Basis Ittenscher Farbkontraste entwickelt. Dieser skizziert, wie bestimmte Farbkontraste für mehr Harmonie oder mehr Spannung im Bild eingesetzt werden könnten.
Harmonie und Spannung durch Itten
Mit Kopf und Gefühl
Auch wenn die Ansätze von Johannes Itten, Bauhaus-Lehrer in den Zwanziger-Jahren, nicht unumstritten sind, bieten sie doch Anhaltspunkte, worauf bei der Farbgestaltung zu achten wäre. Diese sollen eine bewusstere Wahl von Farben und einen kontrollierteren Einsatz von Bildbearbeitungsfunktionen ermöglichen.
Sie ersetzen aber nicht ein gefühlsorientiertes Bemühen um Farben, die zu Bildaussagen und -ideen passen. Im Gegenteil - Kenntnisse in Farbtheorien und emotionale Herangehensweise in den verschiedenen Schritten ergänzen sich.
Die Farbwahl soll durch richtige Balance und Spannung den Betrachter an Dein Bild binden.
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Balance von "Wohlgefühl" und "Anregung"
Farben sollen die Aussagen und Ideen im Bild unterstützen.
Harmonische Farbgestaltungen in Fotos zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf den Betrachter angenehm wirken. Eine Komposition aus Farben, die miteinander harmonieren, führt zu einem positiven Gesamtbild (Wohlgefühl). Will man zu viel Harmonie, kann ein Bild langweilig werden.
Farbkontraste heben dagegen hervor, verdeutlichen Unterschiede und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Ein Farbkontrast erzeugt Spannung, die lebendig, erfrischend oder aber anstrengend, unangenehm wirken kann.
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Daher werden bei den folgenden Überlegungen zur Farbgestaltung die Ziele "Wohlgefühl" und "Anregung" angestrebt.
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Aufgabe: Emotional wirkende Farben gestalten!
Relevante Emotionen
Wenn also die richtige Balance zwischen Wohlgefühl und Anregung gefunden werden soll, dann ist als erstes von Fotograf*in zu klären, was das Foto bewirken, also was Betrachter*in verspüren soll. Durch ein Foto können sowohl angenehme wie auch unangenehme Gefühle (Emotionen) ausgelöst werden.
In der Grafik sind Beispiele für Emotionen angeführt, welche ich gerne bei Konzeptarbeiten in Betracht ziehe und mir mit ihnen bewusst mache, ob und wie Wohlgefühl und Anregung ausgelöst werden.
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Instrumente zur Gestaltung der emotionalen Wirkung
Als Instrumente kommen die Ittenschen Farbkontraste zum Einsatz. In einem ersten Schritt wird die farbliche Grundausrichtung des Fotos in Hinblick auf die Ziele "Wohlgefühl" und "Anregung" erarbeitet. Diese sollen ja die jeweiligen Emotionen auslösen.
Farbliche Grundrichtung
Einsatzweise der Kontrastart
harmonisierend
spannungsfördernd
Komplement.-Kontrast
großer Farbkontrast
Spannend, verstärkend
Farbe-an-sich-Kontrast
zurückhaltend
Bunt, ansprechend, lebendig
Kalt-Warm-Kontrast
Weit, warm, sonnig, beruhigend
Nah, schattig, anregend
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Wirkung
Wohlgefühl
Anregung
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In einem zweiten Schritt wird die Grundausrichtung durch die Wahl der passenden Sättigung (S), Luminanz (L) und Mengenanteile (Quantitäten) optimiert.
Optimierungen
Einsatzweise der Kontrastart
harmonisierend
spannungsfördernd
Qualitätskontrast (S)
Dezent: Zurückhaltend, benachbart
Grell: Intensiv, in Vordergrund
Hell-Dunkel-Kontr. (L)
Hell: Heiter, freundlich, offen
Dunkel: Bedrückend, nah
Quantitätskontrast
Flächig: Statisch, ausbalanciert
Akzentuiert: betonend
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Wirkung
Wohlgefühl
Anregung
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Wie dies praktisch erreicht werden kann, zeigen weitere, folgende Blog-Beiträge.
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Farbliche Grundausrichtung für Wohlgefühl
Von den 7 Farbkontrast-Arten des Johann von Itten betrachte ich 3 als wichtig für die Grundausrichtung der Farben eines Fotos, welche ein Wohlgefühl erzeugen sollen:
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Wie dies praktisch erreicht werden kann, zeigen weitere, folgende Blog-Beiträge.
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Farbliche Grundausrichtung für Anregung
Von den 7 Farbkontrast-Arten des Johann von Itten betrachte ich 3 als wichtig für die Grundausrichtung der Farben eines Fotos, welche Anregung erzeugen sollen:
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Wie dies praktisch erreicht werden kann, zeigen weitere, folgende Blog-Beiträge.
Mein Lösungsansatz: Ittensche Farbkontraste für Harmonie und Spannung
Aus den Herleitungen der vorangegangenen Abschnitte lässt sich die erforderliche Vorgehensweise in einem Diagramm zusammenfassen. In einem ersten Schritt geht es also um die farbliche Grundausrichtung des Bildes, welche die beabsichtigten Aussagen und Ideen im Bild unterstützt.
Die Grundausrichtung wird durch die Anzahl der im Bild vorkommenden Farben geprägt. Unter “Farbe” werden nicht exakt ein einziger präziser Farbton verstanden, sondern Farbtöne aus einem mehr oder minder engen Bereich. .
. Im zweiten Schritt wird die Grundausrichtung dahingehend optimiert, wie es das beabsichtigte Maß an Wohlgefühl und Anregung erfordert. .
Wie bei jeder bewussten Farbgestaltung ist es wichtig zu wissen, wie sind meine aktuellen Farben beschaffen und welche Grundausrichtung wünsche ich mir bei der beabsichtigten Farbkomposition. Die dafür erforderlichen Analysen sollen ohne großes Rumprobieren sondern sehr zielgerichtet geschehen.
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Bedarf nach systematischem Vorgehen
Ich nutze nun Lightroom seit der ersten Version zur Bildverwaltung und Bildnachbearbeitung. In meinen Lightroom-Katalogen werden derzeit 200.000 Fotos verwaltet. Obwohl ich Fotografie überwiegend als Hobby betreibe, dürfte ich dabei in Lightroom wohl mehr als 500.000 Bilder bearbeitet haben.
In Bildern, die mir besonders wichtig waren, habe ich die Farben zusätzlich zu den Lightroom-Funktionen mit Tools wie NIK und Luminar zu optimieren versucht. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass die Farbgestaltung doch mehr oder minder ein Rumprobieren war.
Die Konsequenz war, dass ich zusammen mit Freunden vom Camera-Club Markt Schwaben, den hier beschriebenen Ansatz erarbeitete. Zur Beschreibung von Einzelheiten stütze ich mich auf ein Motiv, das ich in München-Haidhausen gefunden habe. Anhand einer Jugendstilfassade lassen sich die erforderlichen Schritte mit Hilfe von Lightroom oft auf verblüffende Weise ausführen.
Am Anfang steht als Ausgangsbasis die korrekte Entwicklung der Farben mit dem Ergebnis einer dokumentarischen Farbgebung:
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Es geht im folgenden um die 10 – 30 Prozent der Bilder, die nicht nur zur Dokumentation von Reisen und sonstigen Erlebnissen oder “aus Spaß an der Freude” fotografiert werden. Die Farben werden während der Bildnachbearbeitung nach subjektivem Empfinden gestaltet, um das gewünschte Verhältnis von Harmonie zu Spannung zu erreichen:
Die Bildnachbearbeitung wird mit dem stets erforderlichem Schritt “Farbkorrekturen” begonnen, dem sich im folgenden Schritt eine “Farbanalyse” anschließt. Diese wiederum bestimmt die gewollte Ittensche Farbkontrast-Art als Basis der Farbengestaltung. Die Farbanalyse bedient sich eigenentwickelter Methoden und der Farbauswahl-Pipette der Lightroom-Farbbereichsmaske. Dieser hilft auf Basis des RGB-Farbraumes die Farbkontraste zu bestimmen, welche dann später mittels Adobe Color mit dem Ittenschen Farbrad abgeglichen werden können. Die Arbeitsschritte Grundausrichtung, Optimierungen und das Gewisse Extra sind Gegenstand späterer Betrachtungen.
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Einzelheiten zur Farbanalyse
Einzelheiten werden zu folgenden Themenstellungen ausgearbeitet (Details nach Aufklappen des jeweiligen Themas ersichtlich):
Probieren lohnt sich nicht
Welche Farben und Farbbereiche bereits in einem Bild enthalten sind, ist wichtig für die Gestaltung der Farben nach persönlichen Wünschen. Dabei spielt das eigene (Fingerspitzen-) Gefühl zwar eine nicht unerhebliche Rolle, aber ein systematisches Vorgehen reduziert das Rumprobieren. Man spart Zeit, vermeidet unnötigen Aufwand und weiß eher, wann eine ausreichende Qualität erreicht wird.
Eine Farbanalyse zu Beginn der Arbeiten kann nämlich mit technischen Werkzeugen geschehen, weil das menschliche Auge sich täuschen kann - zum Beispiel infolge eines Simultankontrastes von Farben. Es werden farbliche Richtwerte gefunden, die wohlfundiert helfen, im Bild Farbharmonien oder die Spannung durch Farben zu optimieren. Es ergeben sich so Ansatzpunkte sowohl für gefühlsmäßige als auch für fachlich begründbare Farbvariationen.
Farbkorrektur - Oft reicht ein Bild mit korrekten Farben
Als Farbkorrektur werden all die Vorarbeiten bezeichnet, die stets gemacht werden, um ein einigermaßen korrektes Ausgangsfoto zu bekommen. Das erzielte Foto hat einen dokumentarischen Charakter. Oft reicht dies aus.
Ist das Ziel aber eine weitergehende Gestaltung der Farben nach persönlichen Vorstellungen, dann sind nicht alle Register in Lightroom zu ziehen, sondern als erstes vor allem die Schieberegler der Grundeinstellungen zu nutzen. Folgende Grundarbeiten fallen schwerpunktmäßig an:
a. Richtiger Weißabgleich;
b. Grundentwicklung: Wahl eines passenden Lightroom-Standard-Profiles;
Histogramm, Tonwertkorrekturen, u..a. : Schwarz-, Mitte-, Weiß-Punkt, Lichter Schatten; Kontraste ausgleichen
c. Wichtigen Bildinhalte betonen, indem man die ablenkenden und unwichtigen Bereiche abschwächt
d. Kritische, also nicht zu verfälschende Farben schonen
besonders vertraute Objekte sollten "richtig" vorkommen, z.B. richtiger/optimierter Haut-, Gras-, Himmels- und Farbton, der realistisch erscheinen sollte; Hauttöne schützen, korrigieren
e. Korrekter Kontrast
f. Korrektur helle und dunkle Stellen;
g. Übrige LR-Funktionen nach gewünschtem Stil oder Fehlerkorrektur; Freistellung, Transformation
Auf dieser Basis kann die Qualität des Ausgangsfotos dann schon recht gut eingeschätzt werden.
Subjektive Gestaltung von Harmonie und Spannung
Was erwarten wir uns von der Farbgestaltung ?
Die hier erarbeitete Methode der Farbgestaltung soll helfen, geeignete Farben, stimmige Farbkontraste mit den Werkzeugen Adobe Color und Lightroom Classic zu finden, welche die beabsichtigen Aussagen bzw. Ideen bestmöglich im Bild unterstützen. Bauchgefühl alleine reicht nicht, sondern es braucht Instrumente zur besseren Umsetzung persönlicher Vorstellungen.
Der erste Schritt auf dem Weg zu einer subjektiven Gestaltung von Farben im Fotos sollte die Klärung der Gefühle sein, welche durch Farben angesprochen werden. Dies ist nicht unbedingt ein leichtes Unterfangen. Versucht man sich aus der Literatur, Bildbeispielen und Internetseiten Rat zu holen, besteht die Gefahr, in der Fülle der Information zu ertrinken. Dies auswendig zu lernen, fällt schwer.
Die Excel-Datei ColorMapping - als Arbeitshilfe
Deshalb gibt es eine Excel-Datei, die wichtige Hilfsmittel zur Unterstützung einer Farbanalyse umfasst. Diese Datei kann in einer ZIP-Datei runtergeladen werden und zwar von hier [...ZIP-Datei]. Sie wird nun im Überblick beschrieben. Am besten einfach einmal ausprobieren. Ich selber wende sie mittlerweile laufend an. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Die Hilfsmittel der Datei gliedern sich in 2 Blöcke:
A. Von Gefühlen zur Farbe (geeignete Farben)
Die Empfehlungen, welche Farben wie wann zu kombinieren sind, sind uferlos. Anstatt sich das alles merken zu müssen, wurde hier eine Auswahl an Empfehlungen angelegt. Unter Beachtung der Tabellenstruktur können die Empfehlungen erweitert, korrigiert oder reduziert werden.
Nicht Alles ist solide wissenschaftlich erhärtet. Darum bitte alles mit Bedacht anwenden und lediglich als Orientierungshilfe zu betrachten !!
Die Sammlung gefundener Aussagen gliedert sich in 2 Register
Aussagen, Ideen: Zuordnung von Farben zu Sachaussagen
Emotionen: Zuordnung von Farben zu Gefühlen
Im folgenden soll ein Beispiel das Vorgehen skizzieren.
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B. Farbliche Grundausrichtung (stimmige Farbkontraste)
Dieser Block dient als Hilfe zum Sammeln von Messwerten und von Vorschlägen zu realen Farbtönen eines einzelnen Bildes. Natürlich kann das alles auf ein Stück Papier notiert werden. Aber mit EXCEL konnte ich Mechanismen implementieren, welche Vorschläge für eine farbliche Grundausrichtung aus den Messwerten automatisch bereitstellen.
Das Berechnen von Werten für Farbtöne (Hues) erfolgt gemäß des HSL-Modelles. Dazu werden Faustregeln angewandt, welche für 1, 2, 3 und 4 Farben RGB-basierte Vorschläge bereitstellen.
Folgende Arbeitsbereiche werden unter Block B angeboten:
1. Gemessene Ist-Werte der Farben im Bild
2. Erste Vorschläge für RGB-Modell auf Basis der Ist-Werte
3. Spickzettel: Grobe Richtung der Farbgestaltung nach Itten (wahlweise)
4. Adobe Color: Farben nach Itten aus Sicht eines Kunstmalers (wahlweise)
5. Lightroom-Farben im Bild
Damit unterstützt die Excel-Datei ColorMapping die Arbeitsschritte "Farbanalyse" und "Farbliche Grundausrichtung".
Farbanalyse - Welches Potential haben die Farben im Bild
Wenn nun durch Farbkorrektur das Bild eine korrekte Farbgebung hat, kann eine Farbanalyse leichter das Potential der Farben im Bild aufdecken. Dies geschieht in 4 Schritten:
A1: Visuelle Analyse per Block A beschreibt die Erwartungen an die Anzahl und Art Farbtöne im Bild
A2: Visuelle Analyse mit Hilfe wieder verwendbarer Presets und Profile
A3: Lightroom-Farbpipette für eine technische Farbanalyse
A4: Bewertung der Optionen einer RGB-basierten Farbgestaltung
A5: Farben aus der Sicht des Kunstpädagogen Itten
Für die folgenden Erläuterungen wird angenommen, dass Schritt A1 bereits erledigt wurde.
Geeignete Farben per Block A von ColorMapping-Datei
Von Gefühlen zur Farbe sollen die Register "Aussagen, Idee" und "(auszulösende)Emotionen" führen. In diesen wird eine Fülle gefundener Information gruppiert abgelegt, welche mittels Excel-Funktionen ausgewertet werden kann. Es gibt 3 Gruppierungsstufen. Es empfiehlt sich im ersten Schritt die ersten beiden Gruppierungsstufen aufzuklappen. Ein Filter für Spalte C hilft ggf. die Fragen reduzieren.
In Spalte A kann mit einem "x" eine Markierung gesetzt werden, wenn die jeweilige Zeile zutrifft. Per Filterung mittels "x" lässt sich die Anzeige auf alle zutreffenden Zeilen reduzieren. Diese Zeilen wiederum können per Copy & Paste in das Register "Gestaltung" übertragen werden.
Dieses Register zeigt an, welche Farben für die beabsichtigten Emotionen in Frage kommen. Für das Fallbeispiel könnte dies die im Bild dargestellte Liste geeigneter Farben (siehe insbesondere Spalte E) sein:
A2: Visuelle Analyse mit Hilfe wieder verwendbarer Presets und Profile
Presets und Profile von Lightroom Classic können neben der Farbpipette, Excel-Datei ColorMapping und Adobe Color zusätzliche Entscheidungshilfen für die Wahl der farbliche Grundausrichtung eines Bildes bieten. Das direkte Anzeigen ihrer Wirkung erleichtert ungemein eine visuelle Beurteilung und inspiriert bei der Farbgestaltung.
Bei der Analyse kommt der persönliche Geschmack des Erstellers der Presets und Profile sowie der des Nutzers zum Tragen. Die Basis für die Farbgestaltung basiert nicht zwingend auf methodischen Überlegungen wie zum Beispiel von Itten.
Deshalb wird vorgeschlagen, schon hier vor der systematischen Farbanalyse Presets und Profile anzuwenden - ggf. auf eine virtuelle Lightroom-Datei. Später würde es geleistete Überlegungen und Bearbeitung zunichte machen.
Diese Vorgehensweise verbindet das Inspirative mit dem Methodischen.
A3: Lightroom-Farbpipette für eine technische Farbanalyse
Messen von Farbtönen per HSL-Modell
Das HSL-Modell zur Festlegung von Farben ist anschaulicher als das klassische RGB-Modell. Eine Farbe wird durch den Farbton (H), deren Sättigung (S) und Helligkeit (L) technisch beschrieben. Will man in Lightroom ein Foto hinsichtlich seiner Farben analysieren, geht das am einfachsten mit der Farbpipette der Farbbereichsmaske:
Beim Messen mit der Pipette bemerkt man, dass es in einem realen Bild nicht genau ein Blau, Orange oder Grün gibt, sondern in unterschiedlichen Tonabstufungen, die um einen Mittelwert schwanken. Dieser Mittelwert wäre dann als Farbton zu nehmen.
In diesem Sinn habe ich für den Himmel (1) den Wert 232 für blaue Farbtöne des Himmels, 50 für das Orange der Deko-Farbtöne (2) und 70 für das Grün des Putzes (3) gewählt.
Für mehr als 4 Farbtöne spricht generell nicht viel, da dann ein Bild sehr bunt wirkt.
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Protokollierung in Abschnitt 1 des Blocks B von ColorMapping
In diesem Tabellenabschnitt können bis zu 4 Ist-Messwerte eingetragen werden. Für das Fallbeispiel sind es 3 Farben mit den Farbtonwerten (in den Graden) 232, 50 und 70.
Eine Farbe davon ist als Grundfarbe zu wählen. Dies ist eine Farbe mit hoher Bedeutung für das Bild; die anderen Farben werden nämlich anhand ihrer berechnet. Sie könnte auch eine Farbe sein, deren Farbton nicht geändert werden kann/sollte.
Liegen 3 Farben vor, so sollte aus Tool-Gründen bei einem benachbarten Farbenpaar (Unterschied < 60 Grad) keines der beiden die Grundfarbe werden. Für einen Farbe-an-sich-Kontrast der Form Triade und des Quadrates sollten die Farbangaben aufsteigend eingetragen werden. Die Grundfarbe ist die kleinste Angabe.
Die Ausführungen zum 2. Abschnitt werden im nächsten Abschnitt erläutert.
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A4: Bewertung der Optionen einer RGB-basierten Farbgestaltung
Überblick über generell mögliche Gestaltungsoptionen
Im RGB-Farbraum lassen sich die Farben auch nach Itten gestalten. Eine grundlegende Orientierung bieten dabei der Komplementär-Kontrast (inklusive splitt- und doppelt-komplementär), der Farbe-an-sich-Kontrast (inklusive Triade und Tetrade) und der Kalt-Warm-Kontrast:
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Gestaltungsoption des vermessenen Fotos
Abschnitt 2 des Blocks B von ColorMapping zeigt erste Vorschläge für das RGB-Modell auf Basis der gemessenen Ist-Werte auf. Dies geschieht automatisch ohne besonderes Zutun; siehe Tabelle im letzten Abschnitt.
Es wird bewertet, ob die Gestaltung von 1, 2, 3 oder 4 Farben für die farblicher Grundausrichtung in Frage kommt. Was in Frage kommt, wird durch den grün hinterlegten Empfehlungstext "Wähle Gestaltung unten" angezeigt. Es wird angezeigt, mit welchen Farbtönen weiter gearbeitet werden könnte.
Im Fallbeispiel werden 2 Varianten von "Splitt-komplementär" vorgeschlagen, welche jeweils die Werte für 3 Farbtöne enthalten.
Die Anzeige ">>>siehe Details" enthält einen Link zu der zugehörigen Tabelle mit Detailinformationen:
Erklärung der jeweiligen Kontrastart
eventuell Zusatzparametern
Hinweise auf Ursachen für mangelhafte Eignung
Möglichkeit, den Farbvorschlag im Farbrad anzuzeigen
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In der Tabelle sind viele Regeln zu den Kontrast-Arten implementiert. Dies erspart Lernaufwand.
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A5: Farben aus der Sicht des Kunstpädagogen Itten
Prüfung der vorgeschlagenen Farben aus Sicht eines Malers
In Excel-Datei Block B werden die Ittenschen Regeln auf Basis der technischen RGB-Spezifikationen zur Ermittlung der Gestaltungsoptionen verwendet. Die RGB-Primärfarben Rot-Grün-Blau liefern eine Farbgebung, die - wie früher schon erwähnt - nicht gleich ist, mit jener, die auf den Ittenschen Primärfarben Rot-Gelb-Blau basiert.
Deshalb macht es Sinn quer zu prüfen, wie ein Maler die mittels RGB-Werten bestimmten Farben sehen würde. Nachdem der didaktische Ittensche Farbkreis mit 12 Farben arbeitet, lassen sich typische Farbkombinationen auflisten. Man beachte jedoch: Ein realer Farbkreis, wie in Adobe Color implementiert, hat kontinuierliche Abstufungen und keine festen Stufen.
Das folgende Bild zeigt alle möglichen Kombinationen. Das erste Feld einer Kombination ist jeweils die Grundfarbe.
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Aufgabe des Spickzettels
Der Spickzettel soll die Überlegungen auf Basis von Farbton-Zahlwerten um anschaulichere optische Hilfsmittel ergänzen. Anhand der in Schritt A3 gefundenen Farben steigt man in die entsprechende Farbton-Mustermenge ein und sucht dann das Muster mit der Grundfarbe, welche nahe am in Schritt A4 gefundenen Wert liegt.
Für das Fallbeispiel liegt in der Gegend der Farbkombination, welche durch den Pfeil mit Beschriftung "z.B." gekennzeichnet ist
Dadurch findet man die Farbkombination, die zur farblichen Grundausrichtung des Fotos aus Maler-Sicht hinführen könnte.
Sehr detaillierte Darstellungen sind in einer FOTO-Ecke-Unterlage des Camera-Club Markt Schwabens zu finden […mehr] .
5. Gestalten der farblichen Grundausrichtung im Bild
Welche Farbtöne sollen mein Bild toll wirken lassen ?
Die bislang dargestellten Instrumente bilden die Basis für Folgeschritte, mit denen die markanten Farbtöne (Hues, H) im Bild bestmöglich festgelegt werden.
Welche und wie viele markante Farben und Farbbereiche bereits in einem Bild enthalten sind, hat uns die Farbanalyse ermittelt. Auch zeigte sie uns anhand des RGB-Farbmodells, welche Farbkontraste von Itten grundsätzlich eine Gestaltungsoption sein könnten. Nun geht es als nächstes darum mit Hilfe von Adobe Color den grundlegenden Farbtönen einen Feinschliff zu geben und sie dann mit Lightroom Classic in das Bild einzuarbeiten.
Suche der farblichen Grundausrichtung für das Fallbeispiel
Für das Fallbeispiel wurden 2 Varianten des splitt-komplementären Farbkontrastes als Ansatz für die farbliche Grundausrichtung festgestellt. Sie wurden in das farbkorrekte Ausgangsbild auf eine Weise eingearbeitet, wie sie später noch erläutert wird. Folgendes Bild gibt einen ersten Eindruck, was sich bei der Realisierung der farblichen Grundausrichtung für Ergebnisse einstellen können.
Das 1. Bild zeigt die farbkorrekte Ausarbeitung, das 2. bei genauer Betrachtung eine Ausarbeitung mit unverändertem, abgedunkeltem Farbton für den Himmel und angepasste Grün- und Orange-Farbtöne. Im 3. Bild entsprechen die Grün- und Orange-Farbtöne denen von Bild 1, während der Himmel in Richtung Ultramarinblau abgeändert wurde. Bild 2 und 3 weisen also splitt-komplementäre Farben auf. Zum Vergleich wurden im 4. Bild alle 3 Farben in Richtung einer Triade abgeändert. Das Resultat sind Farben, die sich auffällig farbintensiver unterscheiden.
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Möglichkeiten für eine farbliche Grundausrichtung
Der splitt-komplementäre Farbkontrast ist eine von verschiedenen Möglichkeiten. Abhängig von der Anzahl per Farbanalyse festgestellten Farben ergeben sich in der Bildbearbeitung je nach Ausgangssituation neben monochromatischen Farben Bilder, in denen der Komplementär-, Farb-an-sich- und der Kalt-Warm-Kontrast den Gestaltungsrahmen abstecken.
Diese Kontrastarten umfassen jeweils Varianten, wie sie im folgenden Diagramm aufgelistet sind – für harmonische Farbgestaltungen bzw. Spannung durch Farbkontraste.
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Tiefergehende Informationen zu den Farbkontrasten wurden in der Foto-Ecke des Camera-Clubs erarbeitet; […hier]. Folgende Aspekte sind bei der Erarbeitung der farbliche Grundausrichtung eines Bildes zu beachten:
Festlegen der Zielsetzungen
Ansätze möglicher Zielsetzungen
Die farbliche Grundausrichtung festlegen bedeutet nicht die Farben im Bild komplett umzukrempeln. Es gibt je nach persönlichem Anliegen 3 Ansätze der Farbgestaltung:
Nahe an der Realität bleiben
Farbgebung entsprechend beabsichtigter Empfindungen mit glaubhafter Wahrscheinlichkeit
Farbgebung unabhängig von Realität
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Die Frage ist also "Welche Richtung will ich gehen?". Dabei geht es in diesem Schritt in erster Linie um das Ausbalancieren der Farbtöne (H wie Hue). Eine endgültige Optimierung von Farbsättigung (S wie Saturation) und Helligkeitsstufen (L wie Luminance) wird in einem Folgeschritt erledigt.
Für das Fallbeispiel wurde im linken Bild nur der Farbton des Himmels verändert, um es im Sinne Ittens harmonischer bzw. stimmiger zu machen - ohne von der Realität groß abzuweichen. Dafür wurden splitt-komplementäre Farbtöne verwendet. Werden andere Farbkontrast-Arten verwendet, könnte der Bildeindruck bunter / anregender gemacht werden
Farbgebung entsprechend beabsichtigter Empfindungen mit glaubhafter Wahrscheinlichkeit (Bild Mitte)
Die Farbe des linken Bildes gefiel mir nicht besonders, daher habe ich andere splitt-komplementäre Farbtöne verwendet, die mehr meinen eigenen Empfindungen entsprechen. Sie könnten auch einem Betrachter besser gefallen.
Der Farbeindruck weist eine glaubhafte Wahrscheinlichkeit auf - insbesondere wenn der Betrachter die realen Farben nicht kennt. Glaubhafte Wahrscheinlichkeit bedeutet, dass ein Bild unabhängig von Farbvariation solange glaubhaft ist , solange uns das Gezeigte als wahrscheinlich erscheint.
Farbgebung unabhängig von Realität (Bild rechts)
Es gibt Bildideen, die nach Farbtönen gestaltet werden, die rein gar nichts mit der Realität zu tun haben.
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Vorgehensweise der farblichen Grundausrichtung - Überblick
Die Bestimmung der farbliche Grundausrichtung geschieht mit folgenden Schritten:
1. Mögliche Grundfarbe bestimmen
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2. Farbliche Grundausrichtung mit Adobe Color finden
Mittels des RGB-Modells (z.B. per Excel-Spreadsheet ColorMapping.xlsm) nähert man sich den möglichen Farbkontrast-Arten. Der vorgestellte Spickzettel hilft visuell, die richtige Ausrichtung zu finden. Farbtöne, welche näher an den Ittenschen Ausarbeitungen sind, liefern gefälligere Farben. Ein Hilfsmittel ist dabei Adobe Color, mit welchem die Sollwert für Farbtöne (aus Maler-Sicht) ermittelt werden.
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3. Virtuelle Datei für eine/mehrere Variante(n) farblicher Grundausrichtung
Damit lassen sich in Lightroom Classic unterschiedlich Ausrichtungsvarianten verwalten.
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4. Regler "HSL/Farbe" bei sehr geringfügigen / monochromen Farbtonpassungen (in ganzem Bild)
Die Abweichung des Ist- zum Soll-Farbtonwert ist per Farbton-Regler einzelner Farbereiche zu beseitigen. Die erzielten Farbtöne können mit der Pipette des Korrekturpinsel kontrolliert werden. Dies ist eine Vorgehensweise, welche bei sich nicht überlappenden Farbbereichen recht einfach anzuwenden ist.
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5. Ein oder mehrere Farbbereichsmasken anlegen und versorgen (Empfehlung)
Wenn flexible Farbanpassungen gewünscht sind, setzt man am besten Farbbereichsmasken ein. Die Abweichung des Ist- zum Soll-Farbtonwert ist per Eintrag der entsprechenden Differenz im Farbton-Regler der jeweiligen Maske zu beseitigen. Die erzielten Farbtöne können mit der Farbpipette kontrolliert werden. Farbbereichsmasken in Lightroom Classic sind ein sehr flexibles Werkzeug geworden
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Im Folgenden werden diese Schritte weiter erörtert.
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Adobe Color - Farbliche Grundausrichtung finden
Adobe Color - ein Tool zum Entwurf der farblichen Grundausrichtung
Adobe Color ist ein Tool zur Analyse und zum Entwurf von Farben nach den Ansätzen von Johann Itten. [...zum Farbkreis]. Im Gegensatz zum 12-teiligen Farbkreis von Itten arbeitet Adobe Color mit einem kontinuierlichen.
Die von mir hier verwendeten Farbharmonieregeln sind bzw. korrespondieren mit Adobe Color wie folgt:
(fixe Form) bedeutet, dass die Verbindungslinien zwischen Farben fixe Winkel zueinander haben. Die sonstigen Farbharmonieregeln von Adobe Color werden hier nicht behandelt.
Die Nutzung von Adobe Color ist im folgenden Diagramm skizziert. Für Einzelheiten sei auf die Bedienungsanleitung verwiesen.
Fallbeispiel Jugendstil-Fassade: Das Diagramm zeigt die eingestellte Grundfarbe mit Farbton (H) von 232 Grad (blau für Himmel; gemessen mit der Farbpipette einer zugehörigen Farbbereichmaske). Die gegenüber liegenden benachbarten Farben wurden durch Verändern der beiden "Schenkeln" an die Farben im Foto angenähert: 22 Grad für das Rot-Orange im Dekor und 81 Grad für das (Durchschnitts-)Grün im Putz.
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Die Farbanalyse lieferte die Anzahl markanter Farben im Bild mit den Ist-Werten für die vorgefundenen Farbtöne (H, Hues). Abhängig von den persönlichen Zielsetzungen werden auf dieser Basis die gewünschten Soll-Farbtöne der farblichen Grundausrichtung entworfen.
Wenn ein einziger markanter Farbton vorliegt, ist Ton-in-Ton als Grundausrichtung naheliegend. Bei 2, 3, oder 4 markanten Farbtönen ergeben im wesentlichen die Farbharmonieregeln des Komplementärkontrastes und des Farbe-an-sich-Kontrastes die farbliche Grundausrichtung. Der Farbe-an-sich-Kontrast ist beim Wunsch nach farbkräftigen Farbtönen eher das Mittel der Wahl.
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2 markante Farben
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3 markante Farben
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4 markante Farben
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Virtuelle Datei für Grundausrichtungsvarianten
Bei der Ermittlung der farblichen Grundausrichtung werden in der Regel unterschiedliche Varianten durchgespielt. Um den Überblick dabei nicht zu verlieren, empfiehlt es sich, Notizen zu machen - jedoch nicht auf einem Blatt Papier, sondern im Feld Benutzerkommentar der Exif-Daten des jeweiligen Bildes.
Dazu legt man im Modul "Bibliothek" eine virtuelle Datei an und vermerkt als Benutzerkommentar Stichpunkte zur Variante. Beim Export der virtuellen Datei wandert der Benutzerkommentar mit und kann z.B. als Eigenschaft im Windows-Datei-Explorer gelesen werden.
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Bei Ton-in-Ton-Bildern gelten die Harmonieregeln "Ähnlich" bzw. "Monochromatisch" hier sind keine Kontraste zwischen unterschiedlichen Farbtönen zu optimieren. Es ist im wesentlichen ein Farbton entsprechend der gewünschten emotionalen Wirkung zu optimieren. Dazu bedient man sich in Lightroom Classic der Funktion "HSL/Farbe" mit ihren Reglern.
Die Bildkomposition monochromatischer Bilder geschieht nicht per Farbtöne, sondern mit anderen Kompositionsmittel wie Bildausschnitt, Komposition Bildelemente usw.
Einschränkungen der Funktion "HSL/Farbe"
Bei der Funktion "HSL/Farbe" lassen sich Farbtöne (H) nur bereichsweise verändern. Die Bereiche überlappen sich jedoch, d.h. Veränderungen in einem Bereich können auch benachbarte Farben verfälschen. Daher eignet sich "HSL/Farbe" für geringfügige Veränderungen bzw. Änderungen bei nicht benachbarten Farben (z.B. komplementäre Farben).
Die Farbänderungen wirken auf das gesamte Bild und nicht nur auf bestimmte Teile.
Die Maßeinheiten der Regler orientieren sich zudem nicht an Graden des Farbkreises, sodass der Grad der Farbveränderungen nur durch Probieren ermittelt werden kann. Folglich werden andere Hilfsmittel gebraucht; siehe nächsten Abschnitt.
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Maskierungsfunktionen von Lightroom
Selektive und flexible Farbänderungen
Mittlerweile hat Lightroom Classic Hilfsmittel bekommen (siehe Bild unten), mit denen die Farben in vom Nutzer festlegbaren Bereichen hinsichtlich ihrer Farbtöne verändert werden können. Dazu kann man sich insbesondere der Werkzeuge Radialer, Linearer Verlauf und Pinsel bedienen - abhängig wie Farbtonänderungen aufzutragen sind: radial, verlaufend oder pinselstrichmäßig. Am besten erscheinen mir jedoch Fachbereichsmasken, weil sie grundsätzlich jeweils einen Farbton(bereich) im gesamten Bild verändern. Nach den vorangegangenen Überlegungen bieten sich generell bis zu 4 Farbbereichsmasken an.
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Bereichsweise Farbton-Änderungen
Die Kernfunktionen sind die Farbbereichsmaske und der Farbton-Regler. Die Luminanzmaske ist für die farbliche Grundausrichtung nicht so praktisch, weil sie sich nicht auf Farbtöne (H) bezieht, sondern auf Helligkeitswerte.
Die Farbbereichsmaske kann anhand einer Pipette auf bis zu 5 Messpunkten basieren und über einen Stärkeregler feinjustiert werden. Nichtgewollte Maskenbereiche lassen sich etwa mit der Pinselfunktion wegradieren. Einzelheiten sind bitte der Lightroom-Bedienungsanleitung zu entnehmen. Der so entstehende Maskenbereich legt fest, wo die Regler der jeweiligen Maske wirken.
"Farbton" ist der für die farbliche Grundausrichtung wichtige Regler. Mit ihm wird festgelegt, um wie viele Grade sich die Farbtöne verändern. In dieses Feld gibt man den Differenzwert zwischen gewünschtem Sollwert und gemessenen Ist-Wert ein. Der Ist-Wert wurde ja mit der Farbpipette der Maske gemessen und der Sollwert etwa mit Adobe Color bestimmt. Durch die Eingabe verschiedener Differenz-Werte lassen sich unterschiedliche Farbtonänderungen recht einfach durchspielen.
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Farbbereichsmasken für flexible Farbton-Änderungen
Zur Gestaltung der farblichen Grundausrichtung ist die Farbbereichsmaske in Lightroom Classic das bestmögliche Instrument. Ohne mühsames Malen von Bereichsmasken lassen sich die zu ändernden Farbtöne auswählen. Die grasgrün eingefärbte Farbbereichsmaske in folgendem Diagramm mit ihrer filigranen Struktur ist das Ergebnis von 5 Mausklicks. Es lohnt sich also das Anlegen von Farbbereichsmasken zu lernen.
Die Maske wirkt gleichmäßig auf das gesamte Bild. Zur Gestaltung Ittenscher Farbkontraste wären bis zu 4 Farbbereichmasken anzulegen.
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Ergebnis der farblichen Grundausrichtung
Farbgestaltung nach Itten per Komplementär-, Kaltwarm- und Farbe-an-sich-Kontrast braucht 2 bis 4 Farbtöne. Folglich legt man bis zu 4 Farbbereichsmasken an.
Die erforderliche Vorgehensweise wird anhand des Fallbeispieles des Jugendstilhauses skizziert. Als Farbharmonieregel wurde "Splitt-komplementär" als am besten geeignet empfunden. Es wird nun die Variante gewählt, in welcher der Himmel farblich unverändert bleibt. Das komplementäre "Farbpärchen" wurde mit Adobe Color neu ausgerichtet. Deshalb muss die orange Dekorfarbe um -28 Grad (22 - 50) reduziert werden und das Grün des Putzes um 12 Grad (82 - 70) erhöht werden.
Da 2 Farbtöne auszurichten sind, braucht es 2 Farbbereichsmasken. Die oben errechneten Differenzwerte sind in das Farbton-Feld der jeweiligen Maske einzutragen. (Hinweis: Das Eintippen von Differenzwerten ist einfacher und präziser als über dem Schieber in dem schmalen Farbtonstreifen den Wert festzulegen).
Will man die Wirkung anderer Farbtöne visualisieren, so braucht es pro Variante nur die Eingabe zweier Differenzwerte.
Variante 1: Himmel bleibt unverändert, Deko- und Putzfarbe ändern sich (Alternative 1a); Ergebnis: rechtes Bild
Variante 2: Himmel ändert sich auf 240 Grad (1 Farbbereichsmaske, Differenzwert = 8 Grad), Deko- und Putzfarbe unverändert (Alternative 2); Ergebnis: rechtes Bild
Wie schaffe ich gewünschtes Maß an Harmonie und Bildspannung ?
Im vorangegangen Schritt wurde die Grundausrichtung der markanten Farbtöne im Foto vorgenommen. Das Vorgehen basiert auf den Empfehlungen des Farbmodells von Johann Itten. Dieser kennt jedoch noch 4 weitere Kontrastarten, welche wir nun zum Optimieren der Farbkomposition einsetzen werden.
Dabei betrachten wir Farben mit dem Auge eines Malers, sehen bewusst Farben mit all ihren feinen Tönen und Schattierungen. Für Lightroom-Anwender bedeutet dies die Optimierung der Sättigungen (S) und der Helligkeiten (L, Luminanz) zum Beispiel in der jeweiligen Farbereichsmaske.
Das reale Motiv steckt für Fotografen den Gestaltungsrahmen, in welchen Inszenierungen und Bildbearbeitungen stattfinden. Ziele sind eine Optimierung der Bildwirkung in Hinblick auf eine harmonische Farbgestaltung bzw. eine Spannung durch passende Farbkontraste.
Was ist zu tun ?
Beim Optimieren streben wir nach Erzeugung von Wohlgefühl und/oder Anregung für den Bildbetrachter. Dazu sorgen wir für
passende Anteile der markanten Farbtöne,
optimierte Helligkeits-Dunkelheit-Verteilung,
emotionen-fördernde Grade an Farbreinheit und
ein Vermeiden verfälschter Farbwirkungen.
Im obigen Diagramm wird vereinfacht ersichtlich, welche Wirkung die jeweilige Ittensche Kontrastart hinsichtlich Wohlgefühl (Stichpunkte auf der linken Seite) bzw. Anregung (Stichpunkte auf der rechten Seite) haben kann.
Das Vorgehen ist keine geradliniger Prozess, sondern meist durch Suchen, Abwägen, Ändern, Prüfen und Korrigieren in diversen Schliefen geprägt. Dabei sollen folgende Betrachtungen hilfreich sein:
Quantitätskontrast - Gestaltung der Farbtonanteile
Quantitätskontrast
Dieser Kontrast bezieht sich auf die Größe der verschiedenen farbigen Flächen und auf das Verhältnis dieser Flächen zueinander. Hierbei geht es um „viel und wenig“ oder „groß und klein“. Die Sättigung, Helligkeit und die Flächengröße bestimmen zudem miteinander die Farbenwirkung.
Harmoniefördernd sind flächige Farben in einer begrenzten Anzahl (bis maximal 4), die zueinander in einem ausgewogenen Verhältnis stehen; siehe unten.
Spannungsfördernd wirken Farben, die als Akzente gesetzt werden.
Beispiel: Ausgewogenheit für gelbe Fläche zu violetter Fläche bedeutet 3 : 9 = 1 : 3 d.h. die weniger leuchtstarke violette Fläche muss dreimal größer sein als die leuchtend gelbe.
Durch solche harmonischen Farbmengen stellt sich der Quantitätskontrast neutral dar. Aus diesem Grund kann er alle anderen Farbkontraste in ihrer Wirkung dämpfen. Sollen die Farbenanteile anregend wirken, ist von den harmonischen Verhältnissen abzuweichen.
Anzahl Farben - Weniger ist oft mehr
Wenn wir eine bestimmte farbliche, nicht zu bunte Anmutung für ein Bild wollen, dann gibt es 2 Vorgehensweisen:
a. Inszenieren:
Aktive Auswahl der beteiligten Farben in Bildelementen vor Aufnahme
b. Entdecken:
Entdecken und Eliminieren bzw. Abschwächen unerwünschter Farben während der Bildbearbeitung durch
Bildausschnitt ohne unerwünschte Farbe(n) wählen,
Farbton so verändern, dass er zu einem vorhandenen wird,
Bildelement mit unerwünschter Farbe inhaltssensitiv füllen,
Sättigung reduzieren für Bildelement mit unerwünschter Farbe,
Per Color Grading eine gemeinsame Farbstimmung für die Farben erzeugen,
je nach Luminanz des Bildelements mit unerwünschter Farbe dieses aufhellen bzw. abdunkeln
Hell-Dunkel-Kontrast - Verteilung von Hell und Dunkel
Hell-Dunkel-Kontrast
Bei diesem Kontrast wird eine helle Farbe einer dunklen Farbe gegenübergestellt. Dabei kommen sowohl bunte Farben als auch Schwarz, Weiß und Grau zum Einsatz. Die Kombination von Schwarz und Weiß bildet den extremsten Kontrast.
Jede Farbe hat eine Eigenhelligkeit (größte bei Gelb). Gleich helle Farben sind für Wahrnehmung anstrengender. Hirn verarbeitet Luminanz als erstes.
Harmoniefördernd wirken helle Farben, weil wir sie als freundlich, unbeschwert, offen, Weite gebend, weiter entfernt und leicht wahrnehmen. Wir sollten Helligkeit nutzen, indem wir Pastellfarben harmonisch miteinander wirken lassen. Aufgehellte Farbtöne könnten mit ihrer Vollfarbe kombiniert werden.
Spannungsfördernd wirken dunkle Farben. Sie reflektieren weniger Lichtstrahlen und Dinge werden dadurch als näher, bedrückender, schwerer und kleiner wahrgenommen.
Anwendungsbereich - Lichtstimmungen, Formen und Strukturen
Der Hell-Dunkel-Kontrast ist natürlich in allen Bereichen der Fotografie wichtig, besonders aber in der Schwarz-Weiß- bzw. monochromen Fotografie. Warum? Ganz einfach, dort fehlen andere Kontraste, zum Beispiel zwischen verschiedenen Farben. Mit dem Hell-Dunkel-Kontrast lassen sich Formen und Strukturen verstärken.
Luminanz-Bereichsmaske in Lightroom Classic
Die Luminanz-Bereichsmaske bezieht sich auf Unterschiede in der Helligkeit zwischen den verschiedenen Bildelementen. Mit ihr wählen wir Bereiche mit ähnlicher Helligkeit aus, auf welche die Schieberegler angewendet werden.
Qualitätskontrast - Wahl des passenden Grads an Farbreinheit
Qualitätskontrast
Aus dem Gegensatz von gesättigten (leuchtenden) Farben zu stumpfen (getrübten) Farben entsteht der Qualitätskontrast. Je reiner eine Farbe, desto intensiver wirkt sie, stärker drängt sie in den Vordergrund und unnatürlicher ist ihre Wirkung.
Harmoniefördernd sind daher stumpfere, zurückhaltende Farben. Besonders beliebt ist eine Ton-in-Ton-Auswahl (gleiche Farbe mit mehreren Abstufungen).
Spannungfördernd sind dagegen gesättigte, leuchtende, grelle Farben, die aktiv und intensiv in den Vordergrund drängen.
Ideen für Harmonie
Harmonie insbesondere durch:
a. Ähnliche Farbtöne
Es ist besser, weniger Farben zu verwenden, wenn man sich unsicher ist: Drei bis vier Farben
benachbarte Farbtöne (ähnliche Farben)
Farben der warmen Farbpalette (ähnliche Farben)
Farben der kalten Farbpalette (ähnliche Farben)
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b. Gebrochene Farben ( reduzierte Sättigung)
bunte mit unbunten Farben
mit Grau entsättigte Farbtönen mit ihrer Vollfarbe (Monochrom)
Grau, Weiß und Schwarz funktionieren mit allen Farben, wenn der Kontrast stimmt
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Der Eindruck einer Farbe wird durch seine, gleichzeitig sichtbare Umgebungsfarbe beeinflusst - je nach Stärke des Simultankontrastes. Auf diese kann eine Farbe verfälscht wahrgenommen werden.
Hilfreiche Beispiele:
Bei schwarzem Hintergrund wirkt eine Farbe kräftiger, bei weißem schwächer.
Kalte Umgebungsfarbe lässt eine Farbe wärmer erscheinen.
Quer-Check zu beabsichtigter Bildaussage und emotionaler Wirkung
Bei all den Optimierungsschritten stehen 2 Fragen im Raum:
Fördern die Farben mein fotografisches Anliegen (Aussagen, gestalterische und technische Ideen) ?
Erziele ich bestmöglich die gewünschte emotionale Wirkung ?
Das folgende, bereits bekannte Diagramm fasst die Überlegungen zu harmonie- und spannungsfördernden Wirkungen zusammen. Gleichzeitig wird auch grob skizziert wie die Kontrastarten der Optimierung im Zusammenspiel mit der farblichen Grundausrichtung auf die Emotionen des Bildbetrachters wirken können.
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Fallbeispiel mit optimierter Farbgebung
Wenden wir die Überlegungen zur Optimierung der Farbkomposition auf das Fallbeispiel an, so entsteht beispielsweise folgendes Ergebnis:
Optimierungsziel war eine größtmögliche Nähe zur realen Situation. Im Wesentlichen wurde der Himmel dunkler gemacht. Dafür wurde für den Himmel ein Verlaufsfilter angelegt, welcher eine Farbbereichsmaske erhielt. Im Verlaufsfilter wurde lediglich die Helligkeit reduziert (Optimierung Hell-Dunkel-Kontrast). Für den Qualitätskontrast wurde für das ganze Bild die Sättigung etwas erhöht.
Der Quantitätskontrast wurde für das Bild nicht auf ausbalanzierte Farben hin gestaltet. Dazu hätte die blaue Himmelsfläche größer werden müssen als die grüne Putzfläche. Das Orange der Dekorationselemente dürfte flächenmäßig auch einen höheren Anteil einnehmen als ihm gegenüber dem Blau zustehen würde. Folglich sind das Blau und Orange eher als Akzentfarben zu sehen.
Die bislang vorgestellte Vorgehensweise im Zauberland der Farbe – mit systematischer Farbtonanalyse, farblicher Grundausrichtung des Bildes und Optimierung der Farbkomposition anhand der Gestaltung von Sättigung und Helligkeit – ist sehr zielgerichtet und rational ausgerichtet. Dies verleiht dem Bild zwar gerne eine handwerklich gekonnte Anmutung, aber nicht zwingend eine besonders emotionale Wirkung.
Deshalb empfiehlt es sich abschließend noch einen suchenden Prozess zu durchlaufen, in welchem ohne klare Vorstellung des Endergebnisses aber anhand der eigenen Gefühle (und in Hinblick auf die des Bildbetrachters) nach der bestmöglichen finalen Ausarbeitung eines Bildes gestrebt wird.
Fallbeispiel: Dem hinsichtlich Sättigung und Helligkeit optimierten Bild wurde mit der Lightroom-Funktion Color Grading eine Leuchtkraft verliehen, weil der Sinn nach mehr Farbigkeit, nach goldener Stunde, war. .
Das Ziel der finalen Bearbeitung ist es, dem Bild unterschwellig etwas Besonderes, das gewisse Extra, zu geben. Dies wird hier in Ermangelung eines besseren Begriffs aus technischer Sicht als „Patina“ bzw. emotionaler Sicht als „Aura“ bezeichnet. .
Aura – eine unterschwellige Ausstrahlung
Aura ist hier die unterschwellige Ausstrahlung eines Fotos, welche beim Betrachter vor allem ein Wohlgefühl oder etwas Anregendes auslöst. Dies kann von Betrachter zu Betrachter aufgrund von unterschiedlichem Wissen und unterschiedlichen Erfahrungen anders sein.
In jedem Fall bewegt die Aura sie/ihn zur näheren Beschäftigung mit dem Bildinhalt und/oder zu einer weiteren Reaktion. .
Wie bekommen Bilder das gewisse Extra?
Zu diesem Bildbearbeitungsschritt gibt es im Internet lightroom-bezogen nicht so viele Ausarbeitungen. Da mich das Schaffen einer Aura aber schon seit längeren beschäftigt, sind die folgenden Vorschläge ein Versuch, Anhaltspunkte für ein entsprechendes Vorgehen zu sammeln.
Meistens sind diese erste Ideen, welche nach einer Überprüfung in der Praxis verlangen:
Gewisses Extra der Farbgebung zielt auf Gefühle
Das gewisse Extra der Farbgebung, also die Aura, zielt auf die Gefühle - angenehme oder unangenehme! Diese Emotionen kommen aus der „Seele“ - eventuell wegen folgender Wirkungen:
Fotos können Empfindungen und Interpretationen auslösen, wenn die farbliche Grundausrichtung und die anschließende Optimierung der Farbgebung entsprechend ausgelegt ist. Farben sprechen Denk-/Gefühlsmuster an, welche Bildbetrachter erlernt haben.
Ansatzpunkte für Schaffung einer Aura im Bild
Farben regen zur Kontemplation (tiefgehende Bildbetrachtung) an, wenn etwa die Lichtstimmung im Bild Normales zu etwas Magischem macht, der gezielte Einsatz von Unschärfen Fragen offen lässt. Diese verlangen Antworten, welche wiederum zu einer eingehenden Bildbetrachtung führen können.
Stimulierende Farben können anregend und Impulse für Aktionen sein.
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Lightroom-Funktionen zur Förderung einer Aura
Als Hilfsmittel zur Förderung einer Aura werden folgende erste Ideen genannt:
a. Lichtstimmung optimieren
Lightroom Color Grading zum Tönen der Lichter, Mitteltöne und Schatten,
Luminanz-Masken für selektives Color Grading,
Bi-color - 2 Verlaufsfilter mit Bereichsmaske
b. Stimulierende Farben
Kalibrierung von RGB-Primärfarben für ganz spezielle Farb-Looks,
RGB-Gradationskurve für Farb-Looks
c. Unschärfen einsetzen
Verlaufsfilter für Nebelwirkungen,
Korrekturpinsel für Weichzeichnen mit passenden Grundeinstellungen zum Erzeugen künstlicher Unschärfen
d. Kombination verschiedener Instrumente
Natürlich lassen sich diese Vorschläge, wenn wirkungsvoll, auch kombinieren.
Abschließende Bildkorrekturen wie Bereichsreparatur, Schärfen, Sättigungsanpassungen etc können notwendig werden. Im folgenden werden die Instrumente nur kurz charakterisiert. Für Details sei auf entsprechende Lightroom-Bedienungsanleitungen verwiesen.
Lichtstimmung optimieren
Gestalten per LR Color Grading
Mit der Lightroom-Funktion „Color Grading“ lassen sich Lichter, Mitteltöne und Schatten im Bild tönen. Damit werden Lichtstimmungen beeinflusst und Farbstimmungen unterschiedlicher Bilder angeglichen. Bei wiederholtem Einsatz bestimmter Einstellungen entwickelt sich ein eigener Stil mit Wiedererkennungswert.
Per Farbkreise können die Lichtstimmung global oder separat Lichter, Mitteltöne und Schatten umgetönt werden. Ein totales Umfärben ist nicht möglich, sondern nur ein Ändern von Farbnuancen. Dabei wird in der Regel die Wirkung visuell ausprobiert. LR Color Grading empfiehlt sich für das gewisse Extra am Schluss der Bildbearbeitung.
Die Kreise als Regelinstrument sind optisch ansprechend, aber die Schieberegler ggf. mit direkter Farbton-Eingabe differenzierter nutzbar. Überblenden besagt, wie knapp die Überblendungsbereiche zwischen Schatten, Mitteltöne und Lichter sind. Abgleich legt fest, ob Priorität mehr auf Lichter- oder Schatten-Farbe liegt.
Farben des Color-Gradings empfiehlt sich meist zielgruppen- oder motivabhängig zu wählen, zum Beispiel:
- poppige Farben für Kinder,
- kühle Farbgebung für Sportthemen,
- Colorierungen für Retro-Effekte,
- mit der farblichen Grundausrichtung verträglich
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Luminanz-Bereichsmaske - Partielles Color Grading
Setzt man stattdessen Luminanz-Bereichsmasken ein, können Helligkeitsbereiche als Masken für Schatten, Mitteltöne und Lichter festgelegt werden. Im Gegensatz zu "Color Grading" lässt sich dann das Umfärben auf vom Benutzer flexibel festgelegte Helligkeitsbereiche eingrenzen. Für jeden Bereich braucht es eine eigene Luminanz-Bereichsmaske.
Die Luminanz-Bereichsmaske kann über Schieberegler den jeweiligen Helligkeitsbereich einstellen.
Außerdem kann die Maske über den Pinsel verändert werden; bei gedrückter Alt-Taste wird der Pinsel zum Radiergummi; der Text "Korrektur" im Bild wurde auf diese Weise geschrieben.
Außerdem bietet die Luminanz-Bereichsmaske mehr Bildbearbeitungsfunktionen als Color Grading. Aber Achtung, im obigen Bild wurde damit aus Demonstrationsgründen die farbliche Grundausrichtung abgeändert.
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Bi color – 2 Verlaufsfilter mit Bereichsmaske
Die Luftperspektive in einer Landschaftsaufnahme entsteht dadurch, dass nahe gelegene Bildelemente dunkler und farbkräftiger sind als weiter entfernte. Der Grund ist, dass insbesondere bei Sonnenschein entfernt gelegene Bildelemente durch den Dunst überlagert werden.
Soll dieser Effekt in Lightroom nachempfunden werden, dann braucht es 2 gegeneinander gerichtete Verlaufsfilter - einen für das Abdunkeln des Bodens und einen für den Himmel.
Für Himmel und Boden je 1 Filter
Jeder Verlaufsfilter hat eine Farbbereichsmaske, die anhand von bis zu 5 Messpunkten bestimmt werden kann. Am besten werden im Filter keine Farbveränderungen eingeschaltet, weil dann die farbliche Grundausrichtung nicht verändert wird.
Stimulierende Farben
Stimulierende Farben sind nach dem hier beschriebenen Ansatz gemäß Itten in der farblichen Grundausrichtung und durch Optimierung der Farbkomposition mittels Sättigung und Helligkeit auszuarbeiten. Will man stimulierende Farben später noch stärker machen, so wäre dies mit den bislang beschriebenen Vorgehensweisen zu machen.
Lightroom Classic bietet aber neben der Farbgestaltung per HSL-Modell auch noch andere Möglichkeiten, welche durch Variation von Rot, Grün und Blau Farben gestalten. So wurden die Möglichkeiten der Gradationskurve nicht erwähnt, weil sie nicht per Farbton, Sättigung und Helligkeit eingestellt wird. Eine Möglichkeit über Variation von Rot, Grün und Blau Farben fest zulegen, sei aber hier erwähnt, weil sie einfach zu bedienen ist und sehr farbenprächtig arbeitet - die Kamera-Kalibrierung.
Kamera-Kalibrierung lässt Farben strahlen
Es gibt Leute, die hellauf begeistert von der Wirkung der Kamera-Kalibrierung sind. Leider kann die Wirkung meist nur durch Probieren der Schiebereglern herausgefunden werden. Es gibt gewisse vorhersehbare Wirkungen, aber die Farbbereichsmaske ist leichter zu handhaben.
Sehr farbfreudig ist das Ergebnis, wenn für Rot, Grün und Blau die Sättigung 100 ist. Man kann sich ein Preset machen, sodass man recht einfach vorab die Wirkung dieser Einstellung sehen kann. Natürlich können die Farbtöne, Sättigungen und Helligkeiten anschließend über die anderen Lightroom-Funktionen angepasst werden.
Eigentlich wäre diese Funktion zwischen Schritt Farbkorrekturen und farblicher Grundausrichtung auszuführen, dann könnten anschließend die Ittenschen Kontrastregeln angewandt werden. Die Farben wären so methodenkonform in Richtung von mehr "Anregung" entwickelbar.
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Unschärfen einsetzen
Verlaufsfilter - Nebel
Als eine Funktion, welche in vielen beliebten Plugins implementiert ist, wäre die Nebelwirkung zu nennen. Dadurch legt sich ein Schleier über Bildteile, welcher Farben und Schärfen reduziert. Für diesen Zweck kann man sich ein Preset machen, welches beispielsweise folgende Grundeinstellungen als Startwerte hat:
Anders als bei Plugins wird keine zusätzliche Bilddatei angelegt, allenfalls eine virtuelle Datei. Je nach verwendetem Werkzeug kann der Effekt als Verlauf oder Vignette verwendet werden.
Korrekturpinsel für Weichzeichnen
Um Unschärfen partiell im Bild anzusiedeln, ist der Korrekturpinsel zu verwenden. Als Startwerte wären für diesen anzusetzen:
Ohne genau die Wirkung zu erreichen, wie sie in einem speziellen Plugin erzielt werden kann, werden für einen ähnlichen Effekt an zwei Stellen in Lightroom für einen warmen "Glamour Glow" Einstellungen vorgenommen. Die Startwerte für weiteres Optimieren sind
a. Grundeinstellungen für Glamour-Wirkungen:
Kontrast 50
Struktur 0
Klarheit -100
Dunst entfernen 0
Schärfe 0
Rauschen 100
b. plus Color Grading für
einen Glow warmer Lichter
Farbton 35
Sättigung 25
Überblenden 100
Abgleich 0komplementäre Schatten
Farbton 215 =35 +180 (= zu Lichter komplementärer Farbton)
Sättigung 50
Überblenden 100
Abgleich 0
8. Wiederverwendung einer gelungenen Farbgestaltung
Was bringt eine Wiederverwendung ?
Gelungene Farbgestaltungen erfordern zeitlichen und kreativen Aufwand für die farbliche Grundausrichtung, Optimierung von Sättigungen und Helligkeitsabstufungen sowie das abschließende Einbringen des gewissen “Etwas”. Könnten die gefundenen Ideen, Vorkehrungen und Einstellungen auf irgendeine Art und Weise bei künftigen Fotoarbeiten wieder verwendet werden, entstünden eine Reihe von Nutzeffekten wie:
Zusätzlich Entscheidungshilfe für die farbliche Grundausrichtung,
Inspiration bei Wahl des gewissen “Etwas”,
Unterstützung harmonischer oder anregender Farb-Looks,
Mittel für die eigene Bildsprache,
Schaffen eines Wiederkennungswert, einer eigenen Handschrift,
Unter Lightroom Classic helfen virtuelle Dateien mit entsprechend versorgten Radial- und Verlaufsfiltern sowie Presets, Profile, Bedienfeld-Endemarken und eine Ablagesystematik für die Hilfsmittel sich eine Arbeitsumgebung zu schaffen, mit der wieder verwendbare Hilfsmittel geschaffen werden können.
Fallbeispiel Jugendstil-Fassade: Im Internet fand ich im Modebereich eine Farbpalette, die mir gefiel. In der Palette, welche als Bedienfeld-Endemarke angezeigt wird, sind die mit der Farbpipette gemessenen Farbtöne für die jeweilige Farbe vermerkt. Die Ist-Werte für die Farbtöne des Ausgangsbildes sind ebenfalls bekannt. Die Farbbereichsmasken waren schon angelegt. So waren für eine andere Farbgestaltung nur drei neue Differenzwerte einzutragen. Was sehr schnell ging. Rot markiert sind als Beispiel Soll-Farbton und einzutragender Differenzbetrag für den Putz des Hauses. Dies ist ein Beispiel für wieder verwendbare Farbpaletten.
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Allerdings sollte aufgrund bisheriger Erfahrungen bei der Hilfsmittelwahl darauf geachtet werden, dass etwa
klar und einfach feststellbar ist, welche Hilfsmittel in Frage kommen und ob sie für aktuelles Bild geeignet sind,
die Hilfsmittel sich nicht überlappen, d.h. sich nicht gegenseitig stören,
sich flexibel einsetzen lassen,
keine Bearbeitungsfehler produzieren.
Das lässt sich nicht immer klar beantworten. Folglich sollte vor der Nutzung eines Hilfsmittels abgewogen werden, was besser und mit weniger Aufwand zum Ziel führt – also für Bild alles individuell zu gestalten oder ein Hilfsmittel mit anschließendem akzeptablen Aufwand für nachträgliche Anpassungen einzusetzen.
Das Bild zeigt auf der linken Seite Presets oder Gruppen von Presets, welche für meine Lightroom-Classic-Installation verfügbar sind. Die Liste von Presets zwischen den ersten beiden roten Balken umfasst Hilfsmittel, die Adobe standardmäßig mitliefert. In der Liste zwischen 2. und 3. roten Balken befinden sich die Presets, welche von mir erzeugt, aus dem Internet kostenlos oder gegen Entgelt herunter geladen wurden. Den Aufbau der Liste entwickle ich in den folgenden Überlegungen
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Welche Hilfen bietet Lightroom ?
Hilfsmittel von Lightroom Classic zum richtigen Zeitpunkt mit Bedacht eingesetzt
Hilfsmittel von Lightroom im Überblick
Es sollten mit Bedacht die Hilfsmittel von Lightroom Classic zum richtigen Zeitpunkt gewählt werden. Hier sind die Hilfsmittel erwähnt, die mir sehr hilfreich erscheinen:
a. Beim Importieren der Bilder
Kamerakalibrierung,
Individuelle kameratypbezogene Standardeinstellungen und -korrekturen,
Einstellungen des Importvorganges
b. Farbkorrektur innerhalb einer Bildbearbeitungssession
ISO-abhängige Reduzierung des Luminanz- bzw. Farbrauschens,
Synchronisieren der Eigenschaften eines Bildes,
Protokoll als Nachschlageort nutzen,
temporär erforderliches Preset,
ständig benutzte Presets,
Profile
c. Farbanalyse (visuell)
Presets - eigene oder fremde,
Profile
d. Einheitliche Farbgestaltung gemäß der eigenen Bildsprache
Presets für die farbliche Grundausrichtung,
Presets für Optimierungen und das gewisse Etwas,
Farbpaletten als Bedienfeld-Endemarke,
Farbbereichsmasken
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Presets und Profile
Eine sehr wichtige Rolle spielen Presets und Profile von Lightroom Classic. Ihre Wirkung zeigt sich sofort nach einem einzigen Klick auf den Preset- oder Profilnamen. Es erfolgt dabei keine Beurteilung über mathematische oder grafische Wege, sondern durch das Anzeigen von Thumbnails oder unmittelbare Anzeigen des geänderten Bildes. Die visuelle Beurteilung basiert dann auf dem persönlichen Empfinden.
Die Unterschiede zwischen Presets und Profile ergeben sich in erster Linie aus der Art ihrer Erstellung und Bedienung. Die Erstellung eines eigenen Presets wird durch die Lightroom-Oberfläche komfortabel unterstützt, während die Erstellung von Profilen nicht unterstützt wird. Es werden vorgefertigte Profile angeboten. Die Erstellung eigener Profile erfolgt außerhalb von Lightroom und erfordert technisches Knowhow und Erfahrung mit Farbgestaltung.
Profile haben aber den großen Vorteil, dass sie die Schieberegler der Lightroom-Bedienfelder nicht verändern und diese so zusätzlich genutzt werden können. Außerdem lassen sich in anderen Verfahren, z.B. der Videoerstellung, erstellten Profile nutzen, wenn sie bestimmte Eigenschaften erfüllen.
Hilfen beim Importieren der Bilder
Es gibt Hilfsmittel, welche beim Datei-Importieren eingesetzt, Zeit bei der Bildbearbeitung im Sinne des Schrittes "Farbkorrektur" einsparen helfen. Dabei werden all die Bearbeitungsschritte nach Standardfestlegungen ausgeführt, die nur von den technischen Eigenschaften der jeweiligen Kamera abhängen.
Kamerakalibrierung:
Es gibt Kalibrierungssoftware, welche unter Lightroom Classic für eine ganz konkrete Kamera sorgen, dass auftretende Farbabweichungen ausgeglichen werden. Dazu wird ein Target (Bild mit Testfarben) mit der jeweiligen Kamera fotografiert. Die entstandene Bilddatei wird mittels eines Lightroom-Plug-ins analysiert, welches ein Preset erzeugt, das Abweichungen der Ist-Farben von den Soll-Farben ausgleicht. Das Ergebnis sind Bilder mit hoher Farbtreue;
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Individuelle kameratypbezogene Standardeinstellungen und -korrekturen:
Es kann jeder Kamera-Seriennummer ein Preset zugeordnet werden, welche all die Bildeigenschaften festlegt, die sich pauschal für die spezielle Kamera einstellen lassen, z.B. besonders das Preset für die Kamerakalibrierung, Anlage leicht s-förmiger Gradationskurve und die Einstellungen für Objektivkorrekturen (im Beispiel in Gruppe "00 Kameras") ;
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Einstellungen des Importvorganges:
Ordner- und Dateinamen nach den eigenen Namenskonventionen.
Hilfen bei Farbkorrektur innerhalb einer Bildbearbeitungssession
Oft braucht man einen einheitlichen Farbcharakter für zusammengehörige, gleichartige Bilder einer Foto- oder Bearbeitungssession, zu einem Thema bzw. Motivbereich. Lightroom Classic unterstützt durch
a. eine ISO-abhängige Reduzierung des Luminanz-bzw. Farbrauschens
durch die entsprechenden Schieberegler des Bedienfeldes "Details" oder kameraspezifische Presets
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b. Synchronisieren der Eigenschaften eines Bildes
mit denen von einem vorher für ein anderes Bild ausgearbeiteten Einstellungen durch die Schaltflächen "Vorherige" bzw. "Synchronisieren"
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c. Protokoll als Nachschlageort nutzen,
in dem später nachvollzogen werden kann, welche Schritte für das jeweilige Bild zur Erreichung, beispielsweise der bislang erarbeiteten Farbgestaltung, gewählt wurden
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d. temporär erforderliches Preset,
welches am besten in einer Gruppe für temporäre Vorgaben (im Beispiel "00 Sessions") abgelegt wird. Dann muss das Preset für das Löschen nicht lange gesucht werden.
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e. ständig benutzte Presets
z.B. für Himmels- oder Portrait-Farbtöne
(im Beispiel in Gruppen "01 Farbkorrrektur ...")
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f. Profile
für Standard-RAW-Dateien-Aufbereitungen, SW-Umwandlungen (inkl. Simulation von Farbfiltern)
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Hilfen bei der Farbanalyse
Inspiration bei Farbgestaltung
Presets und Profile von Lightroom Classic können neben der Farbpipette, Excel-Datei ColorMapping und Adobe Color zusätzliche Entscheidungshilfen für die Wahl der farbliche Grundausrichtung eines Bildes bieten. Das direkte Anzeigen ihrer Wirkung erleichtert ungemein eine visuelle Beurteilung und inspiriert bei der Farbgestaltung.
Startpunkt für weitere Arbeiten an den Farben
Presets und Profile können selber erstellt sein oder von speziellen Anbietern stammen. Sie sind jeweils für eine bestimmte Art von Bildern erstellt worden. Daher ist bei ihrer Anwendung auf andere Bilder nicht unbedingt mit einem befriedigenden Ergebnis zu rechnen.
Die Ursache liegt daran, dass Presets und Profile nicht Eigenschaften eines Bildes auswerten und so nicht dynamisch auf Bildeigenschaften reagieren. Sie setzen ihre fest eingestellten Parameter für das jeweilige Bild und können allenfalls Startpunkt für weitere Arbeiten sein. Dabei stellt sich die Frage, ob es nicht weniger Aufwand wäre, die Farben von Grund auf selber zu gestalten.
In jedem Fall sind Profile und Presets vor der eigentlichen Arbeit an der farblichen Grundausrichtung auszuführen, da sie oft keine Rücksicht auf die bisher geleistete Gestaltung nehmen und diese in der Regel beeinträchtigen oder gar zerstören.
Unmenge an speziellen Presets und Profile
Die Konsequenz ist, dass man im Laufe der Zeit eine Unmenge an speziellen Presets und Profilen bekommt, die zu langen Auswahllisten führen und es zudem keine klaren Auswahlhilfen gibt. Das einzige Hilfsmittel ist der Name.
Es ist daher hilfreich, klare Namenskonventionen zu benutzen, Presets in klar strukturierten Gruppen zu organisieren und von Zeit zu Zeit Nichtbewährtes wieder zu löschen (im Beispiel in Gruppen "02 Farbanalyse ...") . Ansonsten ist die Suche passender Presets und Profile ein zeitaufwändiger, oft wenig hilfreicher Prozess.
Zurückhaltung bei Kauf fremder Presets und Profile
Aufgrund der bisherigen Überlegungen empfiehlt es sich zudem, fremde Presets und Profile in erster Linie als Inspirationsquelle zu verwenden. Es gibt viele Stellen im Internet, wo kostenlose Presets und Profile zu finden sind. Außerdem bietet Adobe selber in Lightroom welche an.
Hilfen für einheitliche Farbgestaltung gemäß der eigenen Bildsprache
Eine eigene Bildsprache entwickelt sich über einen längeren Zeitraum und berücksichtigt die eigenen Anliegen und Vorlieben, um dann die aktuell aufgenommenen Fotos entsprechend zu bearbeiten. Aufgrund der Tatsache, dass Presets und Profile sehr starr sind und nur äußerst schlecht auf vorhandene Bildeigenschaften reagieren, sind ihre Einsatzmöglichkeiten für eine finale, einheitliche Farbgestaltung begrenzt:
a. Presets für die farbliche Grundausrichtung
insbesondere für das Anlegen leerer Farbbereichsmasken (im Beispiel in Gruppen "03 Grundausrichtung ...")
b. Presets für Optimierungen und das gewisse Etwas
(im Beispiel in Gruppen "04 Optimierung ..." und "05 Gewisses Etwas ...)
c. Farbpaletten als Bedienfeld-Endemarke,
selber erstellt mit Adobe Color oder fremde aus dem Internet
d. Farbbereichsmasken als flexibles Instrument für Farbvariationen
gestatten schnelles Abändern der farblichen Grundausrichtung (siehe erstes Bild am Anfang des Kapitels)
Durch die fortwährende Nutzung der gleichen Hilfsmittel kann sich eine eigene Handschrift und Bildsprache entwickeln, die auch einen Wiederkennungswert zur Folge haben kann.
Ablagesystematik für Presets und Profile
Ablage von Presets
Wird nicht aufgepasst, erhält man einen Wust an Presets und Preset-Gruppen. Die Überlegungen für "Das Zauberland der Farben" liefern jedoch eine Systematik für die Farbgestaltungsschritte. Es liegt nahe, diese auch für die Organisation der Presets zu verwenden; siehe unten.
Bei der Einrichtung dieser Systematik sind Besonderheiten der aktuellen Version von Lightroom zu beachten:
Ein Vorschlag (Juli 2021), welcher mit den bisherigen Überlegungen synchron ist:
Die Liste "Presets" hat am Anfang Teile, die Lightroom bereit stellt. Dort kann nicht viel angepasst werden; lediglich Deaktivieren oder Aktivieren von Gruppen ist möglich;
Die mit "01 ..." bis "05 ..." gekennzeichneten Gruppen folgen den beschriebenen Farbgestaltungsschritten;
Der Suffix "- Allgemein" kennzeichnet immer eine Gruppe, die als erstes für einen Gestaltungsschritt angelegt wurde und eigene Presets enthält; die folgenden Gruppen enthalten Presets aus dem Internet;
Die Gruppe "Benutzer-Presets" kann temporärer Ort für nicht zugeordnete Presets sein;
Innerhalb einer Gruppe kann keine Untergruppe definiert werden. Dadurch sind jene zwar flach, aber blähen die Liste der Presets auf.
Die Ablagestruktur ist über die Lightroom-Classic-Oberfläche zu pflegen, da im Gegensatz zu früheren Lightroom-Versionen die Aktionen auf der unübersichtlichen Datei-Explorer-/Finder-Ebene nicht mehr funktionierten.
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Ablagestruktur für Profile
Die Liste für Profile wird mehr oder minder von Lightroom und per Import zuliefernder Software bereitgestellt. Wie schon bereits erwähnt, sind eigene Profile nur von erfahrenen Benutzern bereitstellbar. Normal kann nicht viel angepasst werden; lediglich Deaktivieren oder Aktivieren von Gruppen ist möglich
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Ablagestruktur für Farbpaletten
Farbpaletten lassen sich in Form von Bedienfeld-Endmarken quasi als Spickzettel anzeigen. Es gibt zur Ablage von Farbpaletten-Dateien das Verzeichnis
C:\Users\....benutzer...\AppData\Roaming\Adobe\Lightroom\Panel End Marks
in welches man die Farbpaletten-Dateien mit Format jpeg und einer Breite von zirka 280 Pixel ablegt. Diese werden von Lightroom zur Auswahl angezeigt.
In diesem Verzeichnis können auch Unterverzeichnisse angelegt werden, in denen die verschiedenen Dateien aus dem Internet auf Vorrat abgelegt werden. Diese Dateien werden nicht zur Auswahl angeboten - erst wenn sie in das übergeordnete Verzeichnis gebracht werden. Der Nutzen dieser Vorgehensweise ist, dass alle Farbpaletten zentral im Bedienfeld-Endmarken-Verzeichnis abgelegt werden.
Die bisherige Überlegungen gingen davon aus, dass das Foto schon aufgenommen wurde, bevor wir mit der Gestaltung der Farben beginnen. Diese Situation ist typischerweise bei spontanen Aufnahmen oder bei Motiven gegeben, wo die vorhandenen Farben vor der Aufnahme nicht angepasst werden können.
Bei konzeptbasiertem Arbeiten ist das Fotografieren ein Schritt von mehreren. In diesen wird auf Basis der Anforderungen ein Konzept erarbeitet, welches die Basis für das Fotografieren und Nachbearbeiten bildet.
In den einzelnen Schritten kommen Empfehlungen zum Vorgehen und Hilfsmittel zur Anwendungen, wie sie bislang schon vorgestellt wurden.
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Was ist der Nutzen ?
Die im folgenden vorgeschlagene konzeptbasierte Vorgehensweise bringt Qualität zu optimiertem Aufwand – aus Gründen wie
Klare Aufgabenstellung möglichst von Anfang an,
Frühe Gedanken zu emotionaler Wirkung der Bilder,
Farbliche Grundausrichtung geklärt, bevor Aufwand für Fotografieren und Nachbearbeiten betrieben wird,
Qualität durch Probeaufnahmen während Vorabklärungen und Design,
Foto reift in mehreren Schritten.
Im einzelnen bewirken dies folgenden Schritte
Vorabklärungen - Kläre relevante Anforderungen
Der erste Schritt
Auf Basis einer selber gestellten oder vorgegebenen Aufgabenstellung geht es darum zu klären, welche Anforderungen für das fotografische Vorhaben relevant sind. Analysen der vorgegebenen (Ist-) Situation liefern Anhaltspunkte, worum es geht, und Inspiration, wie die Aufgabenstellung gelöst werden könnte. Probefotos erlauben praktische Versuche und Rückschlüsse, wie Ideen umsetzbar wären.
Es macht Sinn, Anforderungen systematisch zu sammeln, weil sie Zielsetzungen der Farbgestaltung präzisieren helfen und für Folgeschritte des Design und der Fotoarbeiten Entscheidungshilfen liefern.
Die Anforderungen lassen sich wie folgt gliedern:
Anliegen: Welche Botschaft für wen? Welche Idee? Was Neues?
Emotionale Wirkung: Welche Gefühle / Reaktionen soll das Bild beim Betrachten auslösen? Welche Anregungen liefert die Excel-Datei ColorMapping ?
Gestaltung: Wodurch soll die Bildgestaltung, die Bildaussagen und -wirkung optimiert werden?
Technisches Handwerkszeug: Welche technische Hilfsmittel sollen zum Einsatz kommen ?
Abwicklung: Welche Aktivitäten werden erforderlich ?
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Anliegen: Arten der Botschaften und Zielgruppen
Eine Botschaft kann verschiedene Aufgaben haben, um das Anliegen des Fotos dem Betrachter mitzuteilen. - von der reinen Dokumentation bis hin zum Aufruf zur Tat. Fotos ohne Bedacht werden schwerlich Gegenstand einer konzeptorientierten Fotografie sein. Die avisierten Zielgruppen, die Art der Botschaften und ihrer Inhalte sollte man sich im Anforderungskatalog erarbeiten.
Sinnvollerweise ist zu klären, an wen per Bild eine Botschaft gerichtet wird, denn das Verstehen der Botschaft, sprich Bildes, hängt vom Wissen und den Erfahrungen des Betrachters ab. "Nur was man weiß oder gar gern hat, sieht man".
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Angenehme und unangenehme Emotionen
Farben sind ein wichtiges Instrument, um Emotionen auszulösen. Damit ist aber nicht nur "Friede, Freude, Eierkuchen" gemeint. Auch unangenehme Gefühle oder ein Wechselbad der Gefühle können angestrebt werden.
Bilder, die einem teilnahmslos oder gleichgültig lassen, sind kein Ziel konzeptorientierter Fotografie. Die Liste anzustrebender Emotionen sollte man sich im Anforderungskatalog erarbeiten.
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Fallbeispiel Zeitgeist - Motiv: Christopher Street Day
Momentan steht das Thema "Zeitgeist" zur Bearbeitung an: Welche Themen, Weltanschauungen, Verhaltensweisen und Gefühle sind typisch für unsere Zeit? Und wie prägt dieser „Zeitgeist“ unser individuelles Leben, das Zusammenleben in unserer Gesellschaft, den Umgang mit Natur und Umwelt? Wie lässt sich dies an uns selbst und an anderen beobachten und darstellen?
Aufgrund der Farbigkeit wurden beim Christopher Street Day Motive gesucht - beispielsweise mit folgenden Anforderungen:
Anliegen:
Dokumentation und erste Empfindungen der Veranstaltungen sind so festzuhalten, dass sie sich erfolgreich bei einem Fotowettbewerb, ausgerichtet von Freunden, zum Thema "Zeitgeist" platzieren können.
Emotionen:
Die Geschehnisse bei einem Christoper Street Day können durchaus kontrovers beurteilt werden.
Gestaltung:
Regenbogenfarben stehen für die Vielfalt an geschlechtlicher Orientierung.
Technik:
Ausrüstung für Street Photography kommt zum Einsatz.
Während der Corona-Pandemiezeit wurden Probeaufnahmen gemacht, z.B. ein Portrait einer jungen Aktivistin.
Farbgestaltung nach Johannes Itten: Komplementäre Grundausrichtung mit ähnlichen Farbtönen um 34 Grad für Hauttöne etc sowie die Komplementärfarbe von 201 Grad für den dunklen Hintergrund
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Design - Finde ein Lösungskonzept
Lösungskonzept - Beschreibung des Realisierungsergebnisses und -weges
Im Design-Schritt werden die Anforderungen interpretiert und kreativ Wege gesucht, mit denen die Zielsetzungen aus dem Anforderungskatalog erreicht werden können. Das Ergebnis ergibt ein Konzept – also Lösungen, welche Entwürfe und Anleitungen für nachfolgende Fotoarbeiten liefern.
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Lösungskonzept - sein Inhalt
Die Festlegungen zu den Bildeigenschaften im Lösungskonzept lassen sich wie folgt gliedern:
Anliegen: Festlegung der Botschaften für die relevanten Zielgruppen, der umzusetzenden Ideen;
Emotionale Wirkung: Relevante Gefühle / Reaktionen; Anregungen aus der Excel-Datei ColorMapping;
Gestaltung: Farbgestaltung zur Unterstützung der Bildaussagen und -wirkung durch die farbliche Grundausrichtung und Optimierungsansätze;
Technisches Handwerkszeug: Auswahl der erforderlichen technischen Hilfsmittel;
Abwicklung: Entscheidungen zu Aktivitäten einer Inszenierung oder zu Hintergrundinformationen, welche das Entdecken farblicher Gestaltungswege erleichtern.
Während der Anforderungskatalog beschreibt, was sein soll und sein könnte, liefert der Design-Schritt ein Lösungskonzept, wie die gewünschten Bildeigenschaften erreicht werden können. Per Probe-Fotoarbeiten kann abgesichert werden, dass die Festlegungen wirklich erreichbar sind.
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Anvisierte emotionale Wirkungen
Passend zum persönlichen Anliegen ist zu entscheiden und festzulegen, welches die Emotionen sind, die angesprochen werden sollen. Als Orientierungshilfe kann die Datei ColorMapping dienen:
Das Diagramm zeigt Farben, wie sie für das Thema "Christopher Street Day" in ColorMapping gefunden wurden.
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In der Datei werden die relevanten Aussagen durchgeprüft und bei Zutreffen markiert. Diese Auswahl an Farben kann den Ausgangspunkt für eine Farbpalette bilden, an welcher die Fotoarbeiten ausgerichtet werden.
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Festlegungen der farblichen Grundausrichtungen
Der Grundablauf der Farbgestaltung umfasst
Gestalten der farblichen Grundausrichtung im Bild mittels Adobe Color und Lightroom-Farbbereichsmasken,
Optimierung der Farbkomposition per Wahl der bestmöglichen Sättigung und Helligkeit in Lightroom,
Ein „gewisses Etwas“ durch besondere (Licht-)Stimmung, stimulierende Farben und Unschärfen im Bild.
Im Design-Schritt wird vor allem die farbliche Grundausrichtung erarbeitet:
Die farbliche Grundausrichtung hängt sehr stark von der Anzahl beabsichtigter Farben ab. Davon ist eine die Grundfarbe, nach der sich die übrigen Farben richten. Außerdem ist zu berücksichtigen, ob es Farben gibt, welche möglichst "richtig" vorkommen sollen, z.B. richtiger/optimierter Haut-, Gras-, Himmels- und Farbton, der realistisch erscheinen sollte.
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Inszenieren oder Entdecken
Geht es um darum, festzulegen, wie die Abwicklung der anschließenden Fotoarbeiten geschehen soll, dann dreht es sich sehr stark um die Frage, wie weit die Farbgestaltung vorab schon festgelegt werden kann.
Kann diese aktiv beeinflusst werden, dann werden die Farben während der Aufnahmevorbereitung passend in Szene gesetzt. Eine Inszenierung scheint besonders möglich in Bereichen der
Studiofotografie,
Porträtfotografie,
Modefotografie,
Food-Fotografie,
Abstrakte Fotografie,
Künstlerische Fotografie ...
Farben vorab festzulegen und vorzubereiten, scheint jedoch in vielen Fällen nicht oder nicht mit vertretbarem Aufwand möglich. Hier enthält das Konzept Angaben, welche Farben mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind und auf welche Weise sie dann in der konkreten Situation entdeckt werden können. Es ist schwer, Farben aktiv zu gestalten beispielsweise in folgenden Bereichen
Architekturfotografie,
Street Photography,
Event-Fotografie,
Sportfotografie,
Reisefotografie,
Landschaftsfotografie,
Tierfotografie,
Pflanzen-/Makrofotografie ...
In jedem Fall macht es Sinn, ein Konzept vorab zu erstellen. Dadurch wird der Fotografierprozess von vorab machbaren Überlegungen entlastet und die Aufnahme der Bilder geschieht so zielgerichteter, aufwandsärmer und schneller.
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Fotografieren - Inszeniere oder entdecke die Farben
Das farbkorrekte Bild
Als nächstes gilt es, die angestrebte Bildidee mittels passender Gestaltung und technischer Qualität zu fotografieren. Dies umfasst die erforderlichen Vorbereitung und das Festhalten der Motive. Das Konzept ist dafür die Ausgangsbasis.
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Je mehr vorbereitet und aktiv gestaltet werden kann, umso mehr kann inszenierend eingriffen werden, um die gewünschte Farbgestaltung zu erzielen. Andernfalls kann oder muss im Nachgang anhand der vorgefundenen Farben die Farbgestaltung per Foto-Ausarbeitung in das Bild gebracht werden. Dem sind aber nicht selten Grenzen gesetzt.
Dieser Schritt beinhaltet die Farbkorrektur. Dies bezeichnet alle Arbeiten, mit denen die Grundeigenschaften eines Bildes per Lightroom oder anderen vergleichbaren Werkzeugen korrekt ausgearbeitet wurden. Das Ergebnis ist vor allem eine farbkorrekte, dokumentarische Fotografie..
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Fallbeispiel Zeitgeist - Farbkorrektes Motiv: Christopher Street Day
Es gibt eine Sichtung der Themen, welche in den Bereich "Zeitgeist" fallen. Unter die Kategorie "Zusammenleben in unserer Gesellschaft" fallen Bilder mit dem Schwerpunkt auf dem Verhalten bzw. den Wünschen von unterschiedlichen Personen in unserer Gesellschaft. Dazu zählt auch die Position von Menschen mit unterschiedlicher geschlechtlicher Orientierung.
Bilder vom Christopher Street Day gehören in den Bereich Street Photography. Beim Nähertreten an die verschiedenen Aktionskreise zeigten mir in einem Menschenpulk 2 Mädchen mit FFP2-Masken auf Kartons "schweigend" ihre Botschaften - ein Widerspruch zur Botschaft ? Mit den vorab getätigten konzeptionellen Überlegungen ging die Aufnahme schnell.
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Das Bild hat dokumentarischen Charakter und wirkt durch den Text.
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Nachbearbeitung - Schaffe ansprechende Farben im Foto
Gestaltung der Farben in der Bildnachbearbeitung
Dieser Schritt erfolgt nicht für jedes Bild, sondern nur wenn die persönlichen Vorstellungen über ein reines Dokumentieren hinausgehen. Unabhängig davon, ob vorher ein Motiv "inszeniert" oder "entdeckt" worden ist. Bei einer Inszenierung besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Farben schon stark der gewünschten Grundausrichtung entsprechen und der Aufwand in der Nachbearbeitung gering ist.
In jedem Fall folgen in der Nachbearbeitung die Arbeiten der bereits für spontane Aufnahmen beschriebenen Vorgehensweise auf Basis des Farbmodelles von Johannes Itten:
1. Farbanalyse
ColorMapping - Checklistenbasierte Analyse möglicher emotionaler Wirkungen
Visuelle Analyse mit Hilfe wieder verwendbarer Presets und Profile
Lightroom-Farbpipette für eine technische Farbanalyse
Bewertung der Optionen einer RGB-basierten Farbgestaltung
Farben aus der Sicht des Kunstpädagogen Itten
2. Farbliche Grundausrichtung
Adobe Color - Farbliche Grundausrichtung finden
Virtuelle Datei für Grundausrichtungsvarianten
HSL/Farbe - Geringfügige / monochrome Farbton-Anpassungen
Lightroom-Werkzeuge mit Farbbereichsmasken
Farbbereichsmaske für flexible Farbton-Änderungen
3. Optimierung der Farbkomposition
Quantitätskontrast - Gestaltung der Farbtonanteile
Hell-Dunkel-Kontrast - Verteilung von Hell und Dunkel
Qualitätskontrast - Wahl des passenden Grads an Farbreinheit
Simultan-Kontrast - Vermeiden verfälschter Farbwirkungen
Quer-Check zu beabsichtigter Bildaussage und emotionaler Wirkung
4. Gestalten des „gewissen Extras“
Lightroom-Funktionen zur Förderung einer Aura
Lichtstimmung optimieren
Stimulierende Farben
Unschärfen einsetzen
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Fallbeispiel Zeitgeist - Optimiertes Motiv: Christopher Street Day
Die Farbanalyse ergab, dass die farbliche Grundausrichtung der Harmonieregel "Ähnlich mit Akzentfarbe" entsprach. Die Farben waren also schon passend, aber die 2 Personen im Hintergrund störten. Deswegen wurde der Hintergrund so ausgetauscht, dass das Bild bunter wurde. Der Regenbogen steht ja als Symbol für die Vielfalt.
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Fallbeispiel Zeitgeist - Motiv mit Versuch zum gewissen "Etwas": Christopher Street Day
Das obige Bild hat immer noch eine sehr dokumentarische Wirkung und ist zudem etwas dunkel. Deswegen der Hintergrund erweitert, stärker gegliedert und aufgehellt. Die schwarze Schrift erhielt mit unregelmäßigem und buntem Muster eine Auflockerung. Ein Versuch, dem Bild eine Extra-Note zu geben, denn der Christopher Street Day ist schon eine schrille Angelegenheit.
10. Umfassender, ganzheitlicher Ansatz der Farbgestaltung
Mit der von mir entwickelten Methode IRIS für Bildgestaltung steht ein umfassender und ganzheitlicher Ansatz zur Verfügung. Mit dem Beitrag “Farben gestalten mit IRIS” wird aufgezeigt, wie insbesondere Lightroom-Classic-Nutzer auf Basis des Farbmodells von Johannes Itten Farben in ihren Bildern gestalten können. Persönliche Erfahrungen zeigen mir, dass sich meine Farbgebung verbessert hat.
Insofern hat sich für mich die Erarbeitung in jedem Falle gelohnt. Natürlich steht die Methode zur allgemeinen Nutzung zur Verfügung. So kann sich jede(r) die mühsame Lernkurve der Farbgestaltung mehr oder minder stark sparen. Es ist dem Autor bewusst, dass die Methode erlernt werden muss. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Die Ausführungen sind keine in Beton gegossene Regeln, die zwingend einzuhalten sind. Sie sind vielmehr eine Sammlung im Internet und Literatur gefundener Empfehlungen, die sicher einer Diskussion und Optimierung bedürfen.