Schwarz-Weiß – Konzentration auf das Wesentliche

Viel mehr als Nostalgie

Früher war Schwarz-Weiß-Fotografie der Standard, heute ist sie Besonderheit. Schwarz-Weiß-Fotos sind jedoch nicht nur Nostalgie. Sie spielen aus guten Gründen weiterhin eine wichtige Rolle.

Eine Umsetzung der farbigen Wirklichkeit in eine schwarz-weiße Welt mitsamt all ihrer Abschattungen in Grau bringt eine Reduktion. Es gibt eine Reihe von Gründen für eine Reduktion eines Motives auf Schwarz-Weiß-Abbild, so etwa wenn

  • Schwarz-Weiß besser zur Bildaussage oder Bildidee passt,
  • Farbe keine zusätzliche Information bietet,
  • Schwarz-Weiß die Strukturen im Bild besser zur Geltung bringt,
  • Farbe nicht vom Bild ablenken bzw. nicht stören soll,
  • Farben nicht gefallen,
  • Fotografie einen unglaublich ästhetischen Reiz bieten kann.

Im Kern soll damit das Wesentliche eines Bildmotives heraus gearbeitet bzw. betont werden. Die folgenden Ausführungen liefern eine entsprechende Vorgehensweise, wie methodisch bei der Gestaltung von Schwarz-Weiß-Fotos vorgegangen werden kann.

 

IRIS – Eine Methode für bewusstes Bildgestalten

Für die Weiterentwicklung meiner Bildsprache habe ich mir die Methode IRIS erarbeitet […mehr]. Sie ist natürlich auch für Schwarz-Weiß-Fotos anwendbar. Am Beginn einer Fotoarbeit steht immer die Frage “Was ist das Markante am Motiv?” Die Beantwortung dieser Frage hängt sehr stark davon ab, wer die eventuellen Betrachter sein werden. Oft kann dies zu Beginn zudem noch gar nicht endgültig beantwortet werden. Trotzdem steht diese Frage immer im Raum – insbesondere auch bei Schwarz-Weiß-Fotos, wo das Wesentliche heraus zu arbeiten ist.

Dafür gibt es 4 Kriterien, die einem bei der Klärung helfen, was markant bei einem Motiv ist und ob dies wesentlich ist. Gemäß der Methode IRIS sind dies die Aussage/Bildidee, Emotion, Gestaltung und Technik.

Aussage/Bildidee

Zeigt Bild das persönliche Anliegen?

 

Welche Botschaft für wen?
Hat das Bild eine Idee? Was Neues?

Beispiel:
Aufnahme während einer Veranstaltung
des heimatlichen Turnvereins

Emotion

Fesselt Bild den Betrachter?

 

Löst das Bild beim Betrachten Gefühle / Reaktionen aus?

Beispiel:
Gegensatz: Hilfebedürftiges Mädchen und kräftige Brauereipferde; Aufnahme bei Straßenfest in Graz

Gestaltung

Wird das Auge passend geführt?

 

Optimiert die Bildgestaltung die Bildwirkung?

Beispiel:
Titel “Was bringt die Zukunft”; Aufnahme bei einem Straßenfestival in Edinburgh

Technik

Wird Technik/Handwerkszeug beherrscht?

 

Existieren Technische Mängel?

Beispiel:
Available-Light-Aufnahme in einer Zirkus-Manege

Die Kriterien „Aufgabe/Idee“ und „Emotionen“ prägen den Inhalt eines Bildes. Die entsprechenden Anforderungen folgen Überlegungen, wie sie für Farb- und Schwarz-Weiß-Fotos gleichermaßen gelten; zu ersten Gedanken siehe [… zu Aussage/Idee] bzw. [… zu Emotionen].

Damit Motive aber optimal in Schwarz-Weiß-Fotos umgesetzt werden können, bedarf es der

  • richtigen Gestaltung des Schwarz-Weiß-Bildes und
  • souveränen Anwendung der verfügbaren Technik

zum Herausarbeiten des Wesentlichen.

In diesem Blog-Beitrag wird der Schwerpunkt auf die Bildgestaltung gelegt. Technische Aspekte wären in einer separaten Ausarbeitung zu betrachten.

 

Herausarbeiten des Wesentlichen

Am Anfang steht die Aussage / Idee – zumindest in Form eines Arbeitstitel zur ersten Orientierung. Die Aufgabe der Bildgestaltung, genauer der Bildkomposition, ist es dann, das Auge zu führen, damit das Bild besser „gelesen“ werden kann.

Als erstes ist die Aufmerksamkeit des Bildbetrachters zu gewinnen. Das gelingt besonders mittels Bildelemente wie

  • Gesichter,
  • Personen,
  • Farben (bei Schwarz-Weiß-Fotos jedoch nicht möglich),
  • Kontraste,
  • starke Linien, Strukturen und Formen,
  • helle Stellen, Flächen und
  • scharfe Flächen.

Die in einem Motiv vorhandenen Bildelemente sind während der fotografischen Arbeiten zu gestalten. Zuerst ist die Grundausrichtung zum Erkennen des Wesentlichen festzulegen und anschließend zu optimieren. In einem dritten Schritt wäre als i-Tüpfelchen das gewisse Extra in das Bild einzuarbeiten.

Ein Foliensatz […siehe Folien] beschreibt anhand von Fallbeispielen die Vorgehensweise. Hier wird diese nur grob skizziert.

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Die Gestaltungsschwerpunkte und typische Fragen

Die Gestaltungsmethodik IRIS kennt generell 7 Gestaltungsmittel. Bei Schwarz-Weiß-Fotos sind es jedoch nur 6, weil die Farbe als Gestaltungsmittel ausscheidet.

Für die Grundausrichtung setze ich 3 Gestaltungsmittel zum Herausarbeiten des Wesentlichen ein. Das obige Diagramm nennt zudem anhand von Fragen, was bei dem jeweiligen Gestaltungsmittel die Aufgabenstellung ist.

Im Optimierungsschritt sind die einzelnen Bildelemente möglichst an den optimalen Platz zu bringen. Licht und (Un-)Schärfe bringen richtig eingesetzt das gewisse Extra in das Bild.

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Meine Checkliste zur Gestaltung von Schwarz-Weiß-Fotos

In der Literatur und an unterschiedlichsten Stellen im Internet gibt es immens viele Empfehlungen zur Gestaltung von Bildern, also auch von Schwarz-Weiß-Fotos. Diese Gestaltungsmittel kann man nicht alle kennen und geschweige dann auch noch erlernen. Deshalb habe ich mir auf einer Folie Stichpunkte zusammengefasst, welche mir als Gedächtnisstützen dienen.

In folgendem Diagramm sind die Stellen mit rot markiert, welche für ein Fallbeispiel als Gestaltungsmittel gewählt wurden.

 

 

 

In dem erwähnten Foliensatz finden sich noch weitere Hinweise, die zur Gestaltung hilfreich sind. Außerdem können bei Bedarf von mir noch weitere Informationen in Folien bzw. Workshops bereit gestellt werden. Eine kurze E-Mail genügt.

 

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One Response so far.

  1. Christian Raab sagt:
    Gut zusammengestellter “Spickzettel”.

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